Von: APA/dpa
Nach monatelangen Ermittlungen hat die Polizei Hamburg einen 20-jährigen mutmaßlichen Pädokriminellen wegen Mordverdachts an einem Kind festgenommen. Er soll Kopf einer Gruppe im Internet sein, die zahlreiche Kinder virtuell sexuell missbraucht haben soll, wie die Polizei mitteilte. Unter anderem soll der 20-Jährige über das Internet einen 13-jährigen US-Amerikaner in den Suizid getrieben haben.
Der Beschuldigte, der die deutsche und die iranische Staatsbürgerschaft hat, ist laut Staatsanwaltschaft dringend verdächtig, im Alter von 16 bis 19 Jahren mehr als 120 Straftaten begangen zu haben. Darunter seien insbesondere Straftaten, die sich gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit und die sexuelle Selbstbestimmung von insgesamt acht kindlichen und jugendlichen Geschädigten gerichtet hätten.
“Das sind Abgründe, die nur schwer auszuhalten sind”, sagte Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel. Die Taten zeigten ein unvorstellbares Maß an Verrohung und Unmenschlichkeit.
20-Jähriger wurde in Wohnung der Eltern festgenommen
Der Beschuldigte wurde den Angaben nach am Dienstag in der Wohnung seiner Eltern in Hamburg festgenommen. Er habe die Vorwürfe vor dem Haftrichter pauschal bestritten. Er soll im Internet unter dem Namen “White Tiger” bekannt sein und zu der berüchtigten internationalen Pädokriminellen-Gruppe “764” im Internet gehören.
Der Täter habe sich gezielt verzweifelte Kinder ausgesucht, unter anderem in Suizidforen. Er habe sich ihnen langsam angenähert und sie emotional abhängig gemacht und sie dann dazu gebracht, sich selbst zu verletzen – bis hin zum Suizid. Die Dateien wurden als Trophäen gespeichert und als Druckmittel gegen die Kinder eingesetzt, wie Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich sagte.
“Die Taten übersteigen menschliche Vorstellungen”
Das Besondere an dem Fall sei, dass sich alle Taten im virtuellen Raum abgespielt hätten. Insgesamt haben Polizei und Staatsanwaltschaft acht geschädigte Kinder im Alter von elf bis 15 Jahren ermittelt. Sie stammen aus Deutschland, England, Kanada, USA, zwei aus Hamburg und eines aus Niedersachsen. Ein 13-jähriger US-Amerikaner wurde demnach in den Suizid getrieben, eine 14-jährige Kanadierin habe versucht, sich umzubringen.
“Die Taten übersteigen menschliche Vorstellungen”, sagte Fröhlich. Die Beamten hätten unzählige Videos mit Enthauptungen, Folterungen und Vergewaltigungen von Kleinkindern und getöteten Tieren gesichtet. Ein Mädchen habe sich vaginal verletzen müssen. “Wir hoffen, dass sich die Festnahme in der Szene herumsprechen wird, und es dann eine interne Abschreckung geben wird”, sagte Fröhlich.
Gründer der Gruppe “764” bekam 80 Jahre Freiheitsstrafe
Der 15 Jahre alte Gründer der Internetcommunity “764” wurde laut Staatsanwaltschaft in den USA zu 80 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Auf den Hamburger Serientäter im Internet waren die Beamten erstmals im September 2023 aufmerksam geworden. Damals stellten Beamte Material sicher, das jedoch erst ausgewertet werden musste.
Laut Staatsanwalt Nicolas Benz kreieren die Täter im Internet ein “Netzwerk der Angst”, aus dem die jugendlichen Opfer nur schwer wieder herausfinden. Die Kinder und Jugendlichen werden über Social Media und Gaming-Plattformen angesprochen. Durch so genanntes Cyber-Grooming (gespielte Liebe) gewinnen sie das Vertrauen der Jugendlichen und setzen sie dann mit kompromittierendem Material unter Druck, sollten sie nicht weiteren Aufforderungen zu selbst verletzenden Taten Folge leisten.
Björn Gebauer vom Landeskriminalamt appellierte an alle Eltern, aufmerksam zu sein und darauf zu achten, was ihre Kinder im Internet tun. Besonders gefährlich seien Apps wie Discord, Telegram oder andere verschlüsselte Kommunikationsplattformen, die Eltern nicht einsehen können. Sollte es Verdachtsmomente geben, sollten sich die Eltern an die Polizei wenden.
(S E R V I C E – Hilfsangebote für Personen mit Suizidgedanken und deren Angehörige bietet das Suizidpräventionsportal des Gesundheitsministeriums. Unter www.suizid-praevention.gv.at finden sich Kontaktdaten von Hilfseinrichtungen in Österreich. Infos für Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at)
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