Arbeiter wurden wie Sklaven gehalten

250 Tonnen Ware: Mega-Fabrik für Fake-Zigaretten in Italien ausgehoben

Freitag, 24. Oktober 2025 | 08:22 Uhr

Von: Ivd

Turin – Ermittler haben im Raum Turin ein gigantisches Netzwerk illegaler Zigarettenproduktion zerschlagen. Fünf geheime Fabriken und zwei Lagerhäuser wurden entdeckt. Arbeiter aus Osteuropa wurden dabei unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten und ausgebeutet.

Die Finanzpolizei und die Carabinieri von Turin haben nach monatelangen Ermittlungen einen spektakulären Schlag gegen organisierte Kriminalität gelandet. Im Rahmen der Operation „Kettenrauchen“ gelang es den Behörden, ein weitverzweigtes System illegaler Zigarettenproduktion aufzudecken, das in seiner Dimension beispiellos ist.

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Die geheimen Produktionsstätten befanden sich in Industriegebieten der Stadtteile Madonna di Campagna, Barca und Rebaudengo sowie in den Gemeinden Caselle Torinese und Venaria Reale. Von außen getarnt als normale Gewerbebetriebe, verbargen sich dahinter hochmoderne Anlagen zur Massenproduktion gefälschter Zigaretten.

Zigarettenfälschung auf Industrie-Level

Bei den Durchsuchungen stießen die Ermittler auf ein erschreckendes Ausmaß: Über 230 Tonnen verarbeiteter Tabak aus Nicht-EU-Ländern, rund 22 Tonnen bereits verpackte Zigaretten und etwa 538 Millionen Komponenten für die Herstellung gefälschter Markenzigaretten wurden beschlagnahmt. Die vollautomatisierten Produktionslinien konnten täglich 48.000 Packungen herstellen. Experten schätzen die Gesamtproduktion auf mindestens 35 Millionen Packungen – der illegale Handel dürfte den Hintermännern etwa 175 Millionen Euro eingebracht haben, bei einer Steuerhinterziehung von rund 140 Millionen Euro.

Besonders erschütternd sind die Arbeitsbedingungen: In fensterlosen, künstlich beleuchteten Räumen waren Unterkünfte für Arbeiter aus der Ukraine, Rumänien und Moldau eingerichtet. Die Menschen waren praktisch in den Fabriken eingesperrt, hatten keinen Kontakt zur Außenwelt und mussten unter völliger Missachtung von Sicherheitsvorschriften zermürbende Schichten leisten. Die Ermittler sprechen von Verhältnissen, die an Sklaverei erinnern.

Acht Personen wurden auf frischer Tat festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Turin ermittelt wegen Tabakschmuggels, Fälschung, Menschenhandels und Ausbeutung. Auch die Europäische Staatsanwaltschaft prüft ihre Zuständigkeit. Das beschlagnahmte Material wurde bereits vollständig vernichtet.

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