Von: luk
Innsbruck/Bozen – Die Staatsanwaltschaft Innsbruck erhebt nach dem Tod der 33-jährigen Alpinistin K. G. auf dem Großglockner Anklage gegen ihren Partner T. P. (36). Ihm wird fahrlässige Tötung durch grobe Nachlässigkeit vorgeworfen. Der Prozess beginnt im Februar, es drohen bis zu drei Jahre Haft.
Laut Ermittlungen soll er die Tour trotz extremer Bedingungen und der Unerfahrenheit seiner Begleiterin fortgesetzt haben. Das Paar erreichte erschöpft und orientierungslos einen Bereich knapp unterhalb des Gipfels, bevor es in einen Schneesturm geriet.
Die Anklage sieht mehrere schwere Versäumnisse: Der Mann habe zu spät Hilfe gerufen, sich in der Nacht von seiner Partnerin getrennt und sie erst Stunden später wieder gesucht. Gegen 2.00 Uhr soll er die Frau ohne Schlafsack und Notfallausrüstung zurückgelassen haben, um weiter aufzusteigen. Die Frau wurde am Morgen tot geborgen.
Insgesamt nennt die Anklageschrift neun mutmaßliche Fehlentscheidungen, von mangelnder Ausrüstung über den verspäteten Aufbruch bis zum fehlenden Notruf. Die Verteidigung spricht hingegen von einem tragischen Unfall und betont, die Trennung am Berg sei „gemeinsam beschlossen“ worden.
Reinhold Messner: “Partner müssen am Berg immer berücksichtigt werden”
Die Südtiroler Bergsteigerlegende Reinhold Messner äußerte sich kritisch zur Tragödie. Zwar könne er nicht beurteilen, was genau geschehen sei, doch könne er das kommentieren, was bekannt sei. Der Großglockner-Aufstieg über die gewählte Route sei „eine Linie für sehr erfahrene Alpinisten – besonders in einer Winternacht“, wird er vom Corriere della Sera zitiert. Messner betonte, dass Bergsteiger stets die Fähigkeiten der Partner berücksichtigen müssten: „Wenn jemand weniger stark oder weniger routiniert ist, muss er vorbereitet werden, sonst ist die gesamte Seilschaft in Gefahr.“
Zudem warnte er vor einer nachlassenden Solidarität am Berg: „Es macht mich traurig, dass viele heute einfach weiterlaufen und nicht schauen, wie es dem anderen geht.“ Zur Verdeutlichung erinnert Messner an Rettungseinsätze aus seiner eigenen Karriere, etwa am nepalesischen Ama Dablam, wo er einst trotz Lebensgefahr vier verunglückten Bergsteigern zu Hilfe eilte: „Für uns war klar: Wir gehen. Darüber wurde nicht diskutiert.“




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