Ein Kommentar

2G-Pflicht für Über-50-Jährige gerechtfertigt

Donnerstag, 17. Februar 2022 | 05:47 Uhr

Bozen – In Südtirol gehen die Wogen hoch. Während in fast ganz Europa die meisten Corona-Maßnahmen fallen, führt Italien die auch für Südtirol geltende 2G-Pflicht für Über-50-Jährige ein.

Seit Wochen versuchen die Experten die umstrittene Maßnahme, die einer Impfpflicht sehr nahekommt, mit dem Hinweis zu rechtfertigen, dass es besonders die kleine Gruppe der ungeimpften Über 50-Jährigen ist, die die Intensivstationen belastet. Zudem sagt die Erfahrung der letzten Coronawellen, dass der Grundstein für einen beruhigten Herbst im Frühjahr und Sommer gelegt werden muss.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

Um vorauszusagen, dass die Warnungen, Maßnahmen zu früh zurückzunehmen und die 2G-Regel zu versenken, bei den Impfgegnern kaum auf fruchtbaren Boden fallen werden, muss man kein Prophet sein. Unter Soziologen ist es längst eine Binsenweisheit, dass sich die radikalsten No Vax unter den Über-50-Jährigen befinden. Viele Impfskeptiker haben sich zwar in den letzten Wochen impfen lassen, aber einige werden es dennoch vorziehen, die nächsten Monate ohne Gehalt zu Hause zu verbringen.

Die heimischen Unternehmer sehen die 2G-Pflicht für Über-50-Jährige mit gemischten Gefühlen. Einerseits kommt besonders vielen Touristikern die strenge Regelung gerade recht, um das negativ behaftete Image Südtirols als „Impfgegnerhochburg“ aufzubessern. Eben erst gelockerte Einreisebestimmungen in Verbund mit dem Versprechen eines sicheren Urlaubs sollen Südtirol nach zwei Frühjahrssaisonen zum Vergessen endlich ein weitgehend normales Tourismusjahr bescheren.

APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

Andererseits geht in den Unternehmen die Angst um, dass nicht wenige Skeptiker auf die Impfung lieber verzichten und dem Betrieb für mehrere Monate Adieu sagen werden. Die hohen Energiekosten belasten die Betriebe bereits jetzt schwer. Käme nun noch der Verlust von wertvollen und erfahrenen Mitarbeitern hinzu, könnte dies dem zarten Pflänzchen Konjunktur arg schaden.

Unterm Strich ist die Strategie, Coronamaßnahmen nach und nach zu lockern, aber die faktische Impfpflicht beizubehalten, gerade mit Blick auf die Krankenhäuser und das gesellschaftliche Leben, aber auch auf den Wirtschaftsstandort Südtirol der richtige Weg. Die Hoffnung, dass viele Über 50-Jährige, die bisher gezögert haben, sich impfen zu lassen, ihre Entscheidung überdenken, lebt.

Von: ka

Bezirk: Bozen