Der tägliche Konsum sinkt

Alkohol: „Binge drinking“ bleibt bei uns bedeutendster Risikofaktor

Freitag, 21. April 2017 | 11:52 Uhr

Bozen – In einer soeben veröffentlichten Erhebung des Nationalen Statistikinstituts ISTAT wurden für das Jahr 2016 die neuesten Daten zum Konsum von Alkohol in Italien bzw. in den einzelnen italienischen Regionen erhoben.

In Bezug auf die Jahresprävalenzrate – d.h. mindestens einmal im Jahr konsumiert – liegt Südtirol mit 73,3 Prozent an der Spitze aller italienischen Regionen. Der italienische Durchschnitt liegt bei 64,7 Prozent. Dieser Wert zeigt eine stärkere Verbreitung des Alkoholkonsums in unserer Provinz auf. Allerdings ist im Vergleich zum Jahr 2014 in Südtirol eine Abnahme zu verzeichnen (-1,5 Prozent), während diese im italienischen Durchschnitt um 1,7 Prozent zugenommen hat. Vor allem der Anteil der weiblichen Befragten ist in Südtirol mit 66,7 Prozent im Vergleich zum italienischen Durchschnitt (52,9 Prozent) deutlich höher. Dieser Wert trägt zum erhöhten Durchschnittswert bei, er weist außerdem darauf hin, dass die Frauen in Südtirol den Alkoholkonsum anders bewerten. Hier spielen kulturell verankerte Trinkmuster eine Rolle: Mediterrane und transalpine Kulturen akzeptieren den Konsum bei Frauen in unterschiedlicher Weise.

Auch beim täglichen Konsum von Alkohol sinkt der Anteil. Südtirol liegt unter dem nationalen Durchschnitt (21,4 Prozent): 17,0 Prozent (2014 waren es 18,5 Prozent) der Südtiroler – 25,8 Prozent (2014: 27,6 Prozent) der Männer sowie 8,5 Prozent (2014: 9,9 Prozent) der Frauen – konsumieren täglich Alkohol. Lediglich in Sizilien und Kalabrien trinken verhältnismäßig weniger Einwohner/innen täglich Alkohol. Unter Berücksichtigung des Geschlechts zeigt sich zudem, dass die Quote der Männer hierbei italienweit die geringste ist.

Als Risikoverhalten wurde in der Studie des ISTAT Folgendes definiert: zum einen der gewohnheitsmäßige Konsum von mehr als zwei Standardgetränken pro Tag bei Männern, und mehr als einem Standardgetränk bei Frauen und Personen, welche 65 Jahre und älter waren, sowie der Konsum von mindestens einem alkoholischen Getränk im vergangenen Jahr bei Personen unter 18 Jahren. 11,3 Prozent der Befragten in Südtirol weisen, im Gegensatz zu 10,4 Prozent in Italien insgesamt, ein solches Konsumverhalten auf. Ein Standardgetränk entspricht zwölf Gramm Reinalkohol, das entspricht ca. einem Glas Wein (125 ml a 12°), einer Dose Bier (330 ml a 4,5°), ein Aperitif (80 ml a 38°) oder einem Glas Superalkohol (40 ml a 40°).

„Zum anderen geht es um das ‘binge drinking’, der Konsum von sechs oder mehr Standardgetränken bei einer Gelegenheit. 19,8 Prozent der Befragten in Südtirol, im Gegensatz zu 7,3 Prozent in Italien insgesamt, wurden dieser Kategorie zugeteilt. Diese ist für unsere Region der bedeutendste Risikofaktor. Zumindest einmal im Jahr bei feierlichen Anlässen, bei Festen und Feiern sechs oder mehr Standardgläser Alkohol zu trinken, bleibt für jeden Fünften eine kulturell akzeptierte Verhaltensweise“, erklärt das Forum Prävention.

Die Erhebung des ISTAT ermöglicht eine Verortung der Südtiroler Bevölkerung im Vergleich zu den restlichen Regionen Italiens. Aufgrund der dadurch gewonnenen Daten können Rückschlüsse auf die Verbreitung des Konsums von alkoholischen Getränken sowie Tendenzen des Konsumverhaltens gezogen werden. Eine Einschätzung in Bezug auf den problematischen Konsum und eine Abhängigkeit von Alkohol kann jedoch nicht auf Basis der eben genannten Kategorisierung getroffen werden.

Es bleibt also notwendig, den Alkoholkonsum der Südtiroler Bevölkerung genauer zu untersuchen, um daraus folgernd die richtigen Maßnahmen im Bereich der Prävention und Behandlung bereitzustellen. Eine solche Untersuchung wurde zuletzt im Jahr 2006 durchgeführt.

Alle aktuellen Präventionsinitiativen finden sich auf www.forum-p.it und www.trinkenmitmass.it

Von: mk

Bezirk: Bozen