Mehr den Einheimischen als dem schnöden Mammon dienen – ein Kommentar

Was das Trentino besser macht

Donnerstag, 21. August 2025 | 01:16 Uhr

Von: ka

Bozen – Nichts öffnet die Augen dafür, was das Trentino besser macht, mehr als ein Tagesausflug in unsere südliche Nachbarprovinz.

Nach kaum mehr als einer Stunde Autofahrt erreicht man den Molvenosee, wo man erfreut feststellen kann, dass der schönste See Italiens seinen Besuchern nicht nur einen würdevollen freien Seezugang, sondern auch eine riesige, gepflegte Liegewiese und einen schönen Seestrand bietet. Obwohl niemand Eintrittsgeld bezahlen muss, wacht von seiner Torretta aus auch ein Rettungsschwimmer über die Sicherheit der Gäste, die im sauberen Wasser des Sees dem Badespaß frönen.

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Gegen Mittag packen viele der Einheimischen und Gäste belegte Brote oder, insbesondere die Italiener, mitgebrachten Reis- oder Pastasalat aus und trinken Wasser, Bier oder Wein aus Dosen, Flaschen oder Thermoskannen. Im Gegensatz zur Meinung der Gegner freier Seezugänge, die kritisieren, dass sich eine freie Liegewiese innerhalb weniger Tage in eine Müllhalde verwandeln würde, kann man hier beobachten, wie alle ihren Müll einsammeln, um ihn wieder mit nach Hause zu nehmen oder ihn in einer der „Isole ecologiche” sachgerecht zu entsorgen.

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Der freie Seezugang bedeutet jedoch nicht, dass die Wirtschaftstreibenden von Molveno nicht auch auf ihre Kosten kommen. Insbesondere zur Mittagszeit erfreuen sich die Imbisse und Restaurants in Seenähe regen Zulaufs. In der neu errichteten Bar am Rande der Liegewiese herrscht von morgens bis abends ein Andrang, der zu Spitzenzeiten sogar ein Anstehen erfordert. Es scheint, als würde ein nicht unbedeutender Teil der Besucher des frei zugänglichen Badestrands samt Liegewiese das gesparte Eintrittsgeld in den Bars, Eisdielen und Imbissbuden ausgeben.

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Der Gegensatz zur Alibi-„Lösung” beim Lido des Kalterer Sees, die so wirkt, als sei sie eigens dazu geschaffen worden, Gäste, die Badespaß suchen, abzuschrecken und in eines der Seebäder mit Eintritt zu „lenken”, könnte nicht größer sein.

Mit wortreichen Argumenten, die kaum einer echten Diskussion standhalten – sogar die Nähe des Biotops wird angeführt – wird seit Jahren versucht, einen freien Seezugang samt Liegewiese zu verhindern. Der Verdacht, dass es nur darum geht, aus den Badegästen des Kalterer Sees auch noch den letzten Euro herauszuholen, ist jedoch schwer zu entkräften.

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Doch in Kaltern und Umgebung wächst der Unmut – und jetzt auch der Widerstand. Der Südtiroler Verbraucherschutzverein „Robin” will rechtliche Schritte einleiten und klagen.

lpa/Landesagentur für Umwelt und Klimaschutz

Im Trentino hingegen, wo praktisch alle Badeseen über großzügige, frei zugängliche Uferzonen mit grünen Liegewiesen verfügen, hat man längst erkannt, dass öffentliche Landflächen, Seeufer und Wasser Allgemeingut sind und den Badenden gehören. Viele Südtiroler haben hingegen das Gefühl, dass im Land nur noch dem schnöden Mammon gedient wird – zum Nachteil des Großteils der Normalsterblichen.

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Dass es auch in Südtirol anders geht, zeigen die beiden Montiggler Seen und insbesondere der kleine Fennberger See hoch über dem Unterland. Dort erwartet die Gäste eine kleine, gepflegte Liegewiese mit Steg in den See und neu errichteten Toiletten.

 

Bezirk: Bozen

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