Von: mk
Bozen – Ein Informatiker aus Bozen durchlebt einen wahren Albtraum. Mehrere Monate lang hat er den Internetauftritt von einigen Wellnesscentern in Pergine und Leifers betreut. Nun muss er sich vor Gericht wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung und Ausbeutung von Prostituierten verantworten. Der Mann, der von Anwalt Federico Fava verteidigt wird, lehnt laut einem Bericht des Alto Adige jeglichen Vergleich ab, da er die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen will.
Der Informatiker behauptet felsenfest, dass er lediglich seine Arbeit gemacht habe. Das Problem ist: Hinter den Salons, die von Chinesen betrieben wurden, steckte ein laut Anklage Prostituiertenring. Neben Massagen wurden gegen Geld auch sexuelle Dienstleistungen angeboten. Doch davon hat der Informatiker offenbar nichts gewusst.
Die erste Anhörung findet am 18. März statt. Neben dem Informatiker stehen drei Männer und eine Frau chinesischer Abstammung vor Gericht. Die Untersuchung wurde von der stellvertretenden Staatsanwältin Daniela Pol geleitet. Die Anklage geht davon aus, dass die beiden Massagesalons nur eine Tarnung waren. In Wirklichkeit habe die Organisation junge chinesische Frauen angeworben, die in den Strukturen der Prostitution nachgehen sollten. Rund 60 Prozent der Einkünfte, die die Frauen erwirtschafteten, soll die Bande für sich beansprucht haben.
Doch von all dem will der Informatiker nichts geahnt haben. Verteidiger Federico Fava machte mehrmals deutlich, dass der berufliche Kontakt zwischen seinem Mandanten und den anderen Angeklagten nur zufällig zustande gekommen sei. In der Tat sei einer der Chinesen ein Nachbar des Informatikers gewesen. Aufgrund dieser Bekanntschaft sei es zur Zusammenarbeit gekommen. Der Bozner wurde beauftragt, sich um Werbebanner im Internet zu kümmern.
Dem Techniker wird vorgeworfen, auf diese Weise die Ausbeutung von Prostituierten gefördert zu haben. Allerdings handelte es sich dabei um Annoncen für Massagesalons – eine Aktivität, die dem Informatiker durchaus rechtmäßig erschien.
Der Mann will nun vor Gericht seine Unschuld beweisen und um sein Recht kämpfen. Außerdem wurde in Italien bislang noch nie ein Drucker wegen Ausbeutung von Prostitution zur Rechenschaft gezogen, weil er rein technisch Annoncen von Treffen oder Angeboten in Zusammenhang mit Prostituierten in nationalen und lokalen Zeitungen gestaltet hat.