Von: mk
Bozen – Auch Südtirol ist von der Corona-Krise überrascht worden. Weil es anfangs an allen Ecken und Enden fehlte, hat der Südtiroler Sanitätsbetrieb bekanntlich Masken und Schutzanzüge aus China für das Sanitätspersonal im Wert von zehn Millionen Euro bestellt. Der Großteil davon ist allerdings unbrauchbar, wie ein gerichtlicher Gutachter nun festgestellt hat.
Wie berichtet, ermittelt die Bozner Staatsanwaltschaft gegen den Generaldirektor des Sanitätsbetriebes, Florian Zerzer, weil Schutzmasken verwendet wurden, ohne vorher offiziell grünes Licht zur Zertifizierung erhalten zu haben. Außerdem sei dem Gesundheitsministerium nicht mitgeteilt worden, dass die Masken Mängel aufweisen.
Im Gegensatz dazu hätten die Österreicher etwa eine Materialprobe der Schutzausrüstung entnommen und das Ergebnis in einem Bericht festgehalten.
Bei den Schutzmasken aus China, die nach Bozen gelangt sind, handelt es sich der Kennzeichnung zufolge um KN95-Masken. Theoretisch könnte man derartige Masken auch auf Intensivstationen benutzen.
Das Gutachten kommt nun allerdings zum Schluss, dass die Masken völlig ungeeignet sind und nicht als Schutzausrüstung klassifiziert werden können – weder nach europäischen noch nach chinesischen Richtlinien. Auch wenn die Masken als solche des Typs KN95 deklariert wurden, entsprechen sie nicht jenem Grad an Schutz, nach dem verlangt worden war. Die Masken bieten demnach keinen ausreichenden Schutz vor Corvid-19.
Die Schutzanzüge können laut Gutachten ebenso nicht als Schutzausrüstung eingestuft werden. Sie dürfen nicht in Umgebungen getragen werden, die einem biologischen Risiken ausgesetzt sind, und zwar unabhängig davon, wie hoch das Risiko ausfällt.
Eine Ausnahme bilden lediglich jene Schutzanzüge, die mit den Ziffern vier, fünf, und sechs gekennzeichnet sind. Sie gelten als geeigneter Schutz gegen das Coronavirus und dürfen daher auch verwendet werden.
Die Angelegenheit nimmt damit immer mehr die Konturen eines Betrugsfalls an, hinter dem die chinesischen Lieferanten der Schutzausrüstung stecken. Opfer wäre in diesem Fall der Sanitätsbetrieb, dem ungeeignetes Schutzmaterial für Ärzte und Pfleger im Kampf gegen Covid-19 verkauft worden ist.
Im Landtag ist hingegen bekanntlich ein Untersuchungsausschuss ins Leben gerufen worden, um die Schutzmasken-Affäre politisch zu bewerten.