Von: ka
Bozen – Der Advent, der früher die besinnliche Zeit vor Weihnachten gewesen war, ist heuer vom nüchternen und tief kommerziellen Black Friday eingeläutet worden. Der Black Friday, der genauso wie Halloween von Amerika über den Atlantischen Ozean nach Europa übergeschwappt ist, gilt in den Staaten schon seit Jahren als Beginn der Weihnachtseinkaufsaison.
Genauso wie das gruselige Halloweenfest haben die Südtiroler auch den Black Friday sowie seinen „Zwillingsbruder“, den Cyber Monday, der in den USA den Verkaufsstart des Online-Handels markiert, schnell tief in ihre Herzen geschlossen. Nachdem am Freitag kauflustige Landsleute mit der Brieftasche in der Hand Boutiquen und Märkte gestürmt hatten, sind am Montag viele Südtiroler vor dem Bildschirm gesessen, um ja nicht das letzte Schnäppchen zu verpassen. Daher ist es kein Wunder, dass der besinnliche erste Adventsonntag zwischen Black Friday und Cyber Monday fast vollkommen untergegangen ist. Viele Südtiroler haben bereits zu ihrem Beginn den Sinn der stillen Zeit vor dem Weihnachtsfest vergessen und sich vollkommen dem Kaufrausch hingegeben.
Die negativen Auswirkungen sind enorm. Während ein guter Teil des einheimischen Weihnachtsbrauchtums und des Beisammenseins mit der Familie und Freunden dem Arbeitsstress, der Kaufwut und dem Kommerz geopfert wird, versuchen viele Einheimische, deren Brieftaschen nicht so stark gefüllt sind, verzweifelt mit ihren reicheren Landsleuten mitzuhalten. Der Drang und der Druck, nicht ärmer als die anderen erscheinen zu wollen, führt im Januar dann nicht selten zur Schuldenberatung.
Anstatt aber in die Geschäfte, Weihnachtsmärkte und Einkaufszentren zu drängen, sollten wir uns fragen, wer uns überhaupt dazu zwingt, so zu handeln. Anstatt ein Spielball über den Ozean geschwappter Moden und der Werbung zu sein, sollten wir uns lieber als mündige Bürger begreifen.
Lasst uns ruhig wie seit jeher einige Geschenke für unsere Lieben kaufen, aber vergessen wir dabei nicht, was Weihnachten überhaupt ausmacht und was der Sinn des Festes Jesu Geburt ist.
Auf einen „Black Advent“ und einen „Cyber Christmas“ können wir dabei ruhig verzichten.
