Gewerkschaft weist Kritik des Vaters zurück - dieser widerspricht

Mehrfache Belästigung im Bus nach Seis

Montag, 10. Oktober 2016 | 15:55 Uhr
Update

Völs – Der Sekretär der Fachgewerkschaft Transport und Verkehr im ASGB Richard Goller zeigt sich schockiert über die Tatsache, dass in einem SAD-Bus eine 15-jährige sexuell belästigt wurde.

Er nimmt den Busfahrer – dem vonseiten des Vaters des Mädchens Fehlverhalten vorgeworfen wird – aber in Schutz.

Dienstleitung sofort verständigt

„Der Busfahrer wurde am 8. Oktober um ca. 19.40 Uhr kurz vor Völs auf der Höhe der Carabinieri-Station, also eine halbe Minute vor der Völser Haltestelle, von einer jugendlichen Person über den Vorfall einer sexuellen Belästigung informiert. An der Haltestelle angekommen, verständigte der Busfahrer umgehend die Dienstleitung, welche augenblicklich die Carabinieri alarmierte“, so Goller. Dem stimmt auch der Vater des betroffenen Mädchens gegenüber Südtirol News zu.

Anschließend habe sich der Busfahrer erhoben und habe die Passagiere über den getätigten Anruf  informiert. „Außerdem teilte er den Passagieren mit, dass die Ordnungshüter aus Gröden kommen würden, da die Carabinieri-Station von Völs zu dieser Zeit nicht besetzt war.“

Die Person, die das Mädchen sexuell belästigte, verließ den Bus bereits während des getätigten Telefonats, so der Sekretär der Fachgewerkschaft Transport und Verkehr im ASGB.

Kurz darauf erkundigte sich laut Goller die diensttuende Funkstreife der Carabinieri beim Busfahrer über die aktuelle Situation, woraufhin er antwortete, dass der Mann den Bus bereits verlassen hat.

Auch die SAD-Dienstleitung erkundigte sich beim Busfahrer über den Stand der Dinge, immerhin war seit dem Anruf des Busfahrers bereits eine Viertelstunde vergangen. Nachdem der Busfahrer dem Dienstleitungsbüro dasselbe wie den Carabinieri mitgeteilt hatte, wurde ihm die Erlaubnis zum Weiterfahren erteilt, schildert Richard Goller.

Täter kommt wieder

Die mittlerweile ausgestiegenen Passagiere stiegen daraufhin wieder ein. Sobald der Busfahrer die Vordertür schließen wollte, erschien der Täter an der Tür und wollte wieder einsteigen. Ein aufmerksamer Fahrgast, der ihn wiedererkannte, verweigerte dem Täter dies umgehend.

Für Goller ist klar: “Der Busfahrer ist seinen Verpflichtungen vorschriftsgemäß nachgekommen.” Fehlverhalten könne er keines erkennen.

Vater widerspricht

Doch der Vater des Mädchens sieht die Sachlage etwas anders. Gegenüber Südtirol News erklärt er, dass der Busfahrer schon viel früher etwas hätte unternehmen können. Die Belästigungsattacken auf seine Tochter und andere Fahrgäste seien bereits rund 30 Minuten im Gange gewesen. Der Busfahrer habe dies wegen der lautstarken Wortwechsel auch mitbekommen, doch erst reagiert, als ein Fahrgast ihn darauf angesprochen hat.

Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen Einheimischen handeln. Laut Aussagen des Vaters der 15-Jährigen sei es ein Mann mittleren Alters gewesen. Nachdem er sich vom Bus entfernt habe, sei auch die Carabinieristreife nicht mehr gekommen. Von einer Anzeige will der Vater aber absehen, um seiner Tochter eine zusätzliche Belastung zu ersparen.

BISHER

Bei der Linien-Busfahrt von Bozen nach Seis erlebte am Samstagabend eine 15-jährige Jugendliche bange Minuten.

Wie ihr Vater gegenüber Südtirol News schildert, wurde das Mädchen während der Fahrt von einem Mann zuerst verbal, dann auch körperlich belästigt.

Schließlich war sie gezwungen, zu reagieren: Sie wies den Mann mit ihren eigenen Händen ab und schrie mehrmals, um sich zu wehren und von ihm Abstand zu nehmen.

„Sowohl der Busfahrer, als auch mehrere Passagiere wurden auf diesen Zustand aufmerksam. Zwei junge Damen boten ihr einen anderen Sitz an. Der Busfahrer reagierte in keiner Weise. Er blieb auf seinem Sitz und  ließ den Bus in Völs  so lange stehen, bis dann endlich der Mann durch den Einsatz von einigen Passagieren ausstieg“, betont der besorgte Vater.

„Unsere Tochter kam in einem sehr aufgeregten Zustand nach Hause. Wir versuchten, sie zu beruhigen und lobten ihren mutigen Selbstwehr-Einsatz“, so der Vater weiter.

Kritisch äußert er sich zur Nicht-Reaktion des Busfahrers. Dieser habe die Pflicht, sich um die Sicherheit der Passagiere zu kümmern. In diesem Fall sei dies nicht geschehen.

In einem Brief an die Medien und die SAD beklagt der Vater der 15-Jährigen: „Die persönliche Sicherheit der Passagiere ist auf Ihren Bussen somit nicht gewährleistet. Mehrere Augenzeugen können das oben Beschriebene bestätigen.“

Der Vater – ein bekannter Facharzt – fordert nun konkrete Maßnahmen.

Von: luk

Bezirk: Bozen, Salten/Schlern