Von: mk
Bozen – Die weltweite Hungerkrise spitzt sich zu. Rund 800 Millionen Menschen sind von Hunger betroffen, das sind 10 Prozent der Weltbevölkerung. Weitere 345 Millionen müssen in hoher Ernährungsunsicherheit leben – mehr als doppelt so viele als noch vor 3 Jahren. Etwa 60 Prozent der Betroffenen sind Frauen und Mädchen. Sie sind die ersten, die sich selbst das Essen vom Mund absparen, um ihre Kinder und Geschwister vor dem Hunger zu schützen – besonders auf dem afrikanischen Kontinent, wo die Frauen vielfach die Verantwortung für die ganze Familie auf den Schultern tragen. Die Südtiroler Caritas bittet im Rahmen ihrer Spendenkampagne „Hunger macht keine Ferien“ um Mithilfe, um die Frauen und ihre Kinder vor der Armut, dem Hunger und der Ausbeutung zu bewahren, die ihnen jetzt drohen.
„Keine Mutter sollte ihr Kind verlieren, weil nicht genug zum Essen da ist“, betont Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer zum Auftakt der Kampagne „Hunger macht keine Ferien“. Doch die Wirklichkeit sehe anders aus – besonders in vielen Ländern Afrikas, wo Missernten infolge der sich abrupt ändernden klimatischen Bedingungen, kriegerische Konflikte und die explodierenden Preise immer mehr Menschen Hunger und Ausbeutung drohen. „Millionen von Mütter müssen hilflos mitansehen, wie ihre Kinder immer schwächer werden, weil ihnen wichtige Nährstoffe fehlen. Dabei sparen sich die Frauen, oft auch die älteren Geschwister, jeden Bissen vom Mund ab, damit die Kleinsten etwas zum Essen haben. Denn die Folgen des Hungers sind für sie am schlimmsten. Viele können den körperlichen und geistigen Entwicklungsrückstand lebenslang nicht mehr aufholen“, beschreibt Mairhofer die dramatische Situation in den afrikanischen Partnerländern der Caritas.
Die Folgen des Hungers treffen Frauen härter
In vielen afrikanischen Ländern tragen die Frauen die Verantwortung für die ganze Familie auf ihren Schultern. Sie sind für die Ernährung und Erziehung der Kinder zuständig. Dennoch haben sie weniger Chancen, sich selbständig ein Einkommen aufzubauen. Denn Frauen und Mädchen haben kaum Zugang zu eigenem Land oder Vieh. Auch die Bildungsmöglichkeiten sind für sie gering, vor allem dann, wenn Nahrungsmittel knapp werden. „Viele Eltern haben keine andere Wahl, als ihre Töchter sehr jung zu verheiraten. Zum einen, um sie selbst vor dem Hunger zu schützen und zum anderen, weil sie dann ein Familienmitglied weniger ernähren müssen. Für diese Mädchen ist damit aber jede Chance auf eine fundierte Schul- oder Berufsbildung und damit eine sichere Existenzgrundlage verloren“, gibt Sandra D’Onofrio, die Leiterin des Caritas-Dienstes Internationale Zusammenarbeit zu bedenken.
Überleben sichern
Um den Menschen in dieser Situation beizustehen, hat die Caritas ihren Einsatz in Äthiopien, Eritrea, Kenia, Mosambik, Uganda, Senegal, Madagaskar und der Demokratischen Republik Kongo gemeinsam mit langjährigen Partnerorganisationen ausgeweitet. Viele Familien werden mit Lebensmitteln und nährstoffreicher Zusatznahrung für Kleinkinder versorgt, in den Schulen erhalten Mädchen und Buben zumindest einmal am Tag eine ausgewogene Mahlzeit und sauberes Wasser. Tausende Menschen, die vor dem Konflikt im Sudan geflohen sind, werden in grenznahen Flüchtlingscamps mit dem Lebensnotwendigsten versorgt. „Besonders wichtig ist es auch, den Bauersfamilien unter die Arme zu greifen, deren Felder besonders in West-, Zentral- und Ostafrika durch außerordentliche Dürre oder Unwetter zerstört worden sind, was leider immer häufiger vorkommt. Sie erhalten kostenloses Saatgut, und damit die Chance, auf die überlebenswichtige Ernte“, berichtet Caritas-Mitarbeiterin Marion Rottensteiner.
Mehr Unabhängigkeit vom Wetter
Längerfristige Projekte zielen darauf ab, die Menschen in den betroffenen Regionen Afrikas, die vielfach von der Landwirtschaft leben, für die sich ändernden klimatischen Verhältnisse zu rüsten. Bewährt haben sich dabei Projekte wie der Ausbau der Wasserversorgung durch Brunnen, Wasserleitungen und Regenwasser-Rückhaltebecken, Schulungen zum Einsatz von dürreresistentem Saatgut und zur Herstellung von gutem Kompost und der Aufbau von Speichern, um die Ernten sicher einzulagern.
Auch immer mehr Agrartechniker sind im Einsatz, die auf so genannten Musterfeldern neue Anbaumethoden testen, welche beispielsweise die Nutzpflanzen besser vor dem Austrocknen, Überschwemmungen und anderen Schäden schützen. Die Ergebnisse werden in eigenen Weiterbildungen an die Bevölkerung weitergeben.
Eine Existenzgrundlage für Frauen
Um den Frauen und damit auch den Kindern eine Ernährungsgrundlage zu sichern, unterstützt die Caritas seit Jahren eigene Bildungsprogramme speziell für heranwachsende Mädchen und Mütter. Sie erhalten die nötige Starthilfe, damit sie sich einen Laden, eine Hühnerzucht, einen Marktstand, einen Hausgarten oder auch eine kleine Schneiderei aufbauen können. Frauengruppen werden gefördert, damit sie ihre Produkte gemeinsam besser vermarkten und sich gegenseitig Rückhalt in Krisenzeiten sichern können. Mädchen erhalten Ausbildungen in neuen landwirtschaftlichen Techniken. Auch Kurse in Solartechnik sind geplant. „Diese Schulungen ermöglichen nicht nur den jungen Leuten neue Arbeitsplätze und Einkommenschancen, sondern fördern auch eine klimafreundliche Entwicklung in ganzen Dörfern“, so Rottensteiner
Informationsstände und Glockenläuten begleiten die Caritas-Aktion
Nach dem heutigen Auftakt der Kampagne „Hunger macht keine Ferien“ wird die Caritas auch in anderen Südtiroler Ortschaften über die Situation der Menschen in Afrika und über Hilfsmöglichkeiten informieren. Dazu sind Infostände am 26. Juli vormittags am Kornplatz in Meran und am 31. Juli vormittags am Graben in Brixen.
Südtirols Pfarreien beteiligen sich an der Caritas-Aktion und lassen auf Anregung von Bischof Ivo Muser am Freitag, den 4. August, um 15 Uhr die Kirchenglocken lauter und länger läuten als gewöhnlich „Das Glockenläuten zur Sterbestunde Jesu macht darauf aufmerksam, dass täglich Menschen an Hunger und Unterernährung sterben. Es ist ein stilles Sterben, weitab der medialen Berichterstattung, doch es ist dramatisch. Gemeinsam können wir etwas dagegen tun und den verzweifelten Müttern und Vätern in Afrika helfen, ihre Kinder vor dem Hunger zu bewahren – mit Spenden und mit Gebeten“, betont Bischof Muser.
Spenden helfen
„Die Frauen in Afrika tun alles, um ihre Kinder vor dem Hunger zu beschützen. Doch dabei brauchen sie Hilfe. Lassen wir sie nicht im Stich. Jede Spende hilft ihnen, eine Existenzgrundlage für sich und ihre Familien in ihrer Heimat aufzubauen“, bittet Caritas-Direktorin Beatrix Mairhofer um Mithilfe im Kampf gegen den Hunger. Wer den Einsatz der Caritas unterstützen möchte, kann eine Spende unter dem Kennwort „Hunger in Afrika“ tätigen oder mit 9 Euro im Monat Hungerpate bzw. Hungerpatin werden. Nähere Informationen dazu sind online unter www.caritas.bz.it abrufbar oder können auch direkt bei der Caritas in der Bozner Sparkassenstraße 1 unter Tel. 0471 304 351 oder international@caritas.bz.it eingeholt werden.
Wichtig: Die Caritas setzt die Spenden zu 100 Prozent in den Projekten ein. Für die Finanzierung der Verwaltungstätigkeit und Bewerbung der Projekte kommen Sponsoren auf. Die Rechenschaftsberichte der einzelnen Projekte können im Dienst für Internationale Zusammenarbeit in der Sparkassenstraße 1 in Bozen eingesehen werden und stehen den Spendern auszugsweise auch im Spenderinformationsblatt und auf der Webseite der Caritas (www.caritas.bz.it) zur Verfügung. Die Kampagne „Hunger macht keine Ferien“ wird von der italienischen Bischofskonferenz und privaten Sponsoren finanziert.
Spendenkonten der Caritas Diözese Bozen-Brixen:
Raiffeisen Landesbank, IBAN: IT42 F0349311600000300200018;
Südtiroler Sparkasse, IBAN: IT17 X0604511601000000110801;
Südtiroler Volksbank, IBAN: IT12 R0585611601050571000032.
Intesa Sanpaolo, IBAN: IT18 B0306911619000006000065