Von: luk
Sulden – Sandalen und mangelnde Ausrüstung im Hochgebirge sind in jüngster Vergangenheit schon öfter Anlass zu Diskussionen über das Verhalten am Berg gewesen. Nun hat Roberto Rinaldi vom Alpenverein Bozen (CAI) eine Szenerie beobachtet, wo er wohl auch beim zweiten Blick nicht so recht glauben konnte, was er da sah.
Zugetragen hat sich das Ganze auf dem beliebten Aufstieg zur Hintergrathütte im Ortler-Cevedale-Gebiet oberhalb von Sulden: Ein Wanderer stapfte den steilen, 800 Höhenmeter langen Pfad hinauf. Dabei trug er einen riesigen, knallbunten Papagei auf der Schulter. Wie im Foto zu sehen, hatte der Mann seinem gefiederten Freund ein spezielles Gestell mit Stange gebastelt. So saß der Papagei mit bester Aussicht oberhalb seines Kopfs.
So lustig das zunächst anmuten mag. Rinaldi kritisiert das Verhalten scharf: “Das ist kein gemütlicher Spazierweg im Park, sondern ein anspruchsvoller, steiler Anstieg.” Der Vogel habe sichtlich nervös gewirkt. „Ein einziger plötzlicher Flügelschlag hätte wohl ausgereicht, um das Gleichgewicht des Wanderers auszuhebeln und einen Sturz zu verursachen.“
Der Wanderer soll seelenruhig Fotos gemacht haben, als wäre die Aktion völlig normal. Für viele Bergfreunde war das jedoch ein weiterer Tiefpunkt in Sachen Rücksichtslosigkeit in den Alpen. Denn wäre etwas passiert, hätten sich wieder Einsatzkräfte in Gefahr begeben müssen.
„Es hat nur noch der Papagei am Ortler-Cevedale gefehlt – und jetzt haben wir ihn“, kommentierte Carlo Zanella, Präsident des CAI Südtirol, ironisch. Für ihn ist klar: Manche suchen in den Bergen nicht die Natur, sondern den großen Auftritt. „Der Exhibitionismus am Berg nimmt zu – vom Papagei bis zum Minirock.“
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