Was ist mit Laura Perselli und Peter Neumair passiert?

Die ungewöhnlich lange Fahrt

Donnerstag, 21. Januar 2021 | 19:23 Uhr

Bozen – Das Verschwinden des Bozner Ehepaares Peter Neumair und Laura Perselli bleibt ein Rätsel. Wurde zunächst noch angenommen, dass dem Ehepaar bei einem abendlichen Spaziergang etwas zugestoßen sein könnte, steht seit dieser Woche der 30-jährige Sohn Benno Neumair im Fadenkreuz der Untersuchung.

Er wurde ins Ermittlungsregister eingetragen, befindet sich aber nach wie vor auf freiem Fuß. Vermutet wird, dass er etwas mit dem Verschwinden seiner Eltern zu tun haben könnte. Es gilt jedoch weiter die Unschuldsvermutung.

Medienberichten zufolge war die Beziehung des 30-Jährigen zu seinen Eltern angespannt. Offenbar soll das Ehepaar vom Sohn die Gebühren für sein Studium zurück verlangt haben. Ob das als Motiv allerdings ausreicht? Streitigkeiten gibt es immerhin in den besten Familien.

Ein Umstand macht die Ermittler stutzig: Zwischen dem Überfahren der Rombrücke und der Einfahrt in den Leiferer Tunnel am Abend des Verschwindens seiner Eltern am 4. Jänner hat Benno Neumair ungewöhnlich viel Zeit benötigt.

Den Vermutungen zufolge könnte Benno Neumair nach Pfatten bis hin zur Mülldeponie gefahren sein, um dort die Leichen von Peter Neumair und Laura Perselli in die Etsch zu werfen. An einer Brücke sollen Blutspuren gefunden worden sein.

Bis die Ergebnisse der Spurensicherung und der Kriminaltechniker des RIS ausgewertet sind, werden vermutlich mehrere Wochen vergehen. Vermutlich wollen auch die Verteidiger bei der Auswertung der Spuren zugegen sein.

Bilder von Überwachungskameras, die bei der Mülldeponie angebracht sind, gibt es von besagtem Abend allerdings nicht. Aus Privacy-Gründen müssen die Aufnahmen nach 72 Stunden wieder gelöscht werden. Der 30-Jährige selbst erklärt, er habe auf dem Weg zu seiner Freundin eine kurze Pause eingelegt.

Dass möglichweise die Leichen von Laura Perselli und Peter Neumair rasch gefunden werden, gilt hingegen als unwahrscheinlich. Im Bereich des Zusammenflusses zwischen Etsch und Eisack ist die Strömung sehr stark – vor allem abends, wenn die vielen Stromkraftwerke die Dämme heben. Bis eine Leiche aus der Etsch wieder auftaucht, kann bei den derzeitigen Temperaturen bis zu einem Monat dauern.

Die Rechtsanwälte von Benno Neumair – Angelo Polo und Flavio Moccia – haben sich in den vergangenen Tagen ebenfalls von der Unschuld ihres Mandanten überzeugt gezeigt. Indes hat Benno Neumair darum gebeten, dass man neben den Ermittlungen um seine Person auch die Suchaktion nach seinen Eltern fortführt.

In der Rai-Fernsehsendung “Chi l’ha visto” wurde am Mittwoch auch jene Frau aus Auer befragt, bei der Benno Neumair die Nacht vom 4. auf den 5. Januar verbracht hatte. Sie entlastet den 30-Jährigen und glaubt an seine Unschuld. Ihr sei nichts aufgefallen und er sei wie immer ruhig gewesen.

Von: mk

Bezirk: Bozen