Ein Kommentar

Drei Jahrzehnte lang untergetaucht

Dienstag, 17. Januar 2023 | 01:18 Uhr

Bozen – Bestseller-Autor Roberto Saviano bringt es auf den Punkt. „Wie alle Bosse war er genau an jenem Ort, wo alle wussten, dass er dort war“, erklärte der Schriftsteller auf Twitter – und doch dauerte es drei Jahrzehnte, bis es zu einer Festnahme kam. Matteo Messina Denaro war eine der letzten Führungsfiguren der Cosa Nostra, die sich noch auf freiem Fuß befand. Er galt als Italiens meistgesuchter Mafia-Boss, bis er in einer Privatklinik in Palermo gefasst wurde.

In seinem Versteck haben die Carabinieri Luxus-Güter, wie Parfums, Designer-Klamotten und -Möbel, aber auch Viagra und Kondome gefunden. Wie konnte er so lange untergetaucht bleiben?

Wenn man fragte, wo Matteo Messina Denaro ist, sagten die Leute, er sei entweder tot oder in der Provinz Trapani. Tatsächlich war es vor allem die Loyalität der Einwohner, die Denaro so lange vor einer Festnahme bewahrte.

2015 fanden die Ermittler heraus, dass er auf moderne Kommunikationsmittel verzichtete, um keine Spuren zu hinterlassen. Stattdessen bediente er sich der uralten Mafia-Methode der „Pizzini“. Das sind verschlüsselte Botschaften auf einem kleinen Stück Papier, um seinen Schergen Anweisungen zu geben.

Während die alten Mafia-Bosse an den Riten der katholischen Kirche hingen, war Messina Denaro unverheiratet und bekennender Atheist. Auch war ihm kein Geschäft zu schmutzig, wenn es nur gewinnbringend war. Doch genau wie die alten Bosse sah er die Mafia als einen übergeordneten Staat, an dem nur jene beteiligt sind, die der Ehre würdig sind.

Denaros wichtigste Stärke war jedoch jene Grauzone, wo das organisierte Verbrechen einen Pakt mit Politik und Wirtschaft eingeht. Ihm war es gelungen, die lokalen Behörden zu infiltrieren und die Kontrolle über wichtige Bauaufträge zu erlangen.

Das Gefühl der Erleichterung und des Triumphs über seine Festnahme in Italien kann in etwa mit jenem verglichen werden, als die USA den Tod von Osama Bin Laden bekannt gaben. Staatspräsident Sergio Mattarella, der selbst aus Sizilien stammt, beglückwünschte die Sicherheitskräfte zu ihrem Erfolg. Sein Bruder Piersanti war 1980 als damaliger Präsident der Region Sizilien von der Mafia ermordet worden.

Von: mk