Ein Kommentar

Es hätte anders laufen können

Dienstag, 09. Mai 2023 | 01:29 Uhr

Bozen – Nachdem der 26-jährige Jogger Andrea Papi am 5. April in den Wäldern oberhalb von Caldes von einem Bären tödlich verletzt worden ist, spitzt sich in Italien die Debatte um das Zusammenleben von Bär und Mensch weiter zu.

Während radikale Tierschützer die Freilassung der Bärin JJ4 fordern und sogar in Zweifel ziehen, dass sie für den tödlichen Angriff verantwortlich ist, leidet die Familie des Opfers nicht nur unter Anfeindungen im Internet. Angesichts der Trauer um einen geliebten Menschen wird für sie eine „sterile Diskussion“, in der ein Tierleben mehr als ein Menschenleben zählt, unerträglich.

Gleichzeitig ebbt die Kritik am Projekt „Life Ursus“ nicht ab, das 1999 ins Leben gerufen wurde, um das Aussterben der Bärenpopulation in der Brentagruppe im Trentino zu verhindern. Innerhalb von 20 bis 40 Jahren sollte ein Bestand von 40 bis 60 Braunbären erreicht werden. Mittlerweile sind es über 100 Exemplare.

Doch nicht nur deshalb ist das Projekt aus dem Ruder gelaufen. Bären wurden in der Vergangenheit von Hoteliers angefüttert, um sie als Attraktionen für Touristen anzulocken. Das Forstministerium in Rom hat davor gewarnt. Dadurch entstanden erst sogenannte „Problembären“, die keine Distanz zu Menschen einhalten und sich aggressiver als gewöhnlich verhalten.

Die Gier hat über die Vernunft gesiegt. Dabei hätte das Projekt auch gutgehen können. Nun bleibt wohl nur mehr Schadensbegrenzung übrig.

Von: mk

Bezirk: Bozen