Solidarische Geimpfte sind zu bevorteilen – ein Kommentar

Es muss einen Unterschied geben

Donnerstag, 25. November 2021 | 06:55 Uhr

Bozen – Selten werden den Südtirolern die Folgen von zur rechten Zeit und zu spät getroffenen Entscheidungen vor Augen geführt wie derzeitig südlich und nördlich des Brenners. Während in Südtirol ein noch „fast normales“ Leben herrscht, befindet sich Nordtirol seit Montag im harten Lockdown. Auch wenn Südtirol jene Provinz ist, in der sich zu viele gegen die Impfung sträuben, haben harte Maßnahmen wie die Einführung des Grünen Passes für die gesamte Arbeitswelt – sie kommt einem wenig versteckten Impfzwang gleich – doch dafür gesorgt, dass hierzulande die Impfquote höher liegt als in Österreich.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

Aber gerade mit Blick auf das anschwellende Infektionsgeschehen und auf das Corona-Desaster in Deutschland und Österreich ist es nun wichtig, nicht nachzulassen und weiterhin hart gegenzusteuern. Rom hat beschlossen, gute Ideen aus Österreich wie beispielsweise den Lockdown für Ungeimpfte zu übernehmen und die entsprechenden Bestimmungen in einen „Super-Green-Pass“ zu gießen.

Das heißt, dass vom „Farbensystem“ vorgesehene Einschränkungen fortan nur mehr für Ungeimpfte gelten werden. Über Details mag man diskutieren, aber gerade auch um deren mit der Impfung bewiesene Solidarität mit der Gemeinschaft zu honorieren, ist es moralisch absolut richtig, dass Geimpften gegenüber Ungeimpften spürbare Vorteile gewährt werden.

ANSA/ PAOLO GIOVANNINI

In Österreich müssen sich Politiker vollkommen zu Recht für den Lockdown, der solidarische Geimpfte mit Ungeimpften über einen Kamm schert, entschuldigen. Südtiroler Geimpfte, die das Pech haben, in einer der 20 „roten“ Gemeinden zu leben, reagieren aus demselben Grund oft mit Unverständnis auf die Verordnung des Landes, die zwar notwendig erscheint, aber leider keinen Unterschied zwischen solidarischen und weniger solidarischen Mitbürgern macht.

APA/APA/GEORG HOCHMUTH/GEORG HOCHMUTH

In diesem Sinne ist es besser, in der nächsten Zukunft nur mehr Ungeimpfte mit Einschränkungen zu belegen. Sollte es aus medizinischer und epidemiologischer Sicht notwendig erscheinen, sollen die Verantwortlichen aber nicht davor zurückschrecken, wie in Österreich die Impfpflicht einzuführen.

 

Von: ka

Bezirk: Bozen