Kunststoffabfälle in der Umwelt als wachsendes Problem

EU will Mikroplastik-Problem mit neuen Auflagen reduzieren

Donnerstag, 23. Oktober 2025 | 13:49 Uhr

Von: APA/AFP

Im Kampf gegen Mikroplastik-Verschmutzung in der Natur nimmt die EU die Kunststoffindustrie in die Pflicht. Das Europaparlament verabschiedete am Donnerstag in Straßburg ein Gesetz, nach dem Unternehmen künftig sicherstellen sollen, dass Kunststoffgranulat aus ihrer Produktion nicht in die Natur gelangt. Die EU will die Umweltverschmutzung durch Mikroplastik bis 2030 um fast ein Drittel reduzieren.

Das Gesetz betrifft Plastikpartikel, die meist kleiner als fünf Millimeter, extrem langlebig und in der Natur schwer abbaubar sind. In der Praxis geht es dabei vor allem um Kunststoffgranulat, das in der Industrie als Ausgangsstoff für zahlreiche Plastikprodukte und -bauteile dient. Gelangen diese doch in die Umwelt, sollen die Unternehmen die zuständigen Behörden informieren und “alles dafür tun, um schädliche Folgen zu minimieren”. Sie sollen zudem ein Konzept vorlegen, mit dem sie die Verschmutzung durch Mikroplastik verringern.

Jährliche Zertifizierung für große Unternehmen

Große Unternehmen müssen ihre Pläne nach Angaben des Rats der Mitgliedstaaten jährlich von unabhängiger Seite zertifizieren lassen, wenn sie pro Jahr mehr als 1.500 Tonnen Kunststoffgranulat verarbeiten. Für kleine Unternehmen reicht eine einmalige Zertifizierung. Firmen, die weniger als 1.500 Tonnen pro Jahr verarbeiten, müssen nur eine Selbstauskunft abgeben.

Die neuen Regeln gelten auch für Schiffe. Knapp 40 Prozent des in der EU transportierten Kunststoffgranulats würden verschifft, hieß es zur Begründung. Damit sollen etwa besonders dichte Transportverpackungen Pflicht werden. Wegen Fehlern in der Produktion gelangen nach Einschätzung der EU-Kommission jährlich bis zu 184.000 Tonnen Kunststoffgranulat in die Umwelt. Das Granulat gilt neben Kleinstpartikeln in Schminke und anderen Kosmetikartikeln als größte Quelle für Mikroplastik-Verschmutzung an Land.

Globale Recyclingquote unter zehn Prozent

Global haben sich nach Einschätzung aus der Wissenschaft mehr als zehn Milliarden Tonnen Plastik angesammelt. Zahlen der UNO-Umweltagentur UNEP zufolge kommen jährlich rund 460 Millionen Tonnen hinzu. Im Schnitt bedeutet das: Pro Stunde wird weltweit eine Menge an Plastik produziert, die dem Gewicht der Titanic entspricht.

Der französische Forscher Jeroen Sonke geht davon aus, dass weniger als ein Drittel des seit 1950 produzierten Plastiks noch verwendet wird. Der Rest liegt als Abfall auf Müllhalden, treibt im Meer und verteilt sich in Kleinstpartikeln in der Natur. Dies liegt auch daran, dass der Müll kaum wiederverwertet wird: Weniger als zehn Prozent des Plastiks weltweit landet in Recycling-Anlagen.

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