Von: luk
Bozen – Immer wieder kursieren unbelegte oder irreführende Aussagen über mögliche Risiken der COVID-19-Impfung: Sie hätte negative Folgen für Schwangere oder könne bei Kindern Autismus verursachen.
Um diese und weitere Aussagen wissenschaftlich widerlegen und der Südtiroler Bevölkerung eine fundierte Orientierung bieten zu können, veröffentlicht das Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen einen umfassenden Faktencheck.
Ist eine Corona-Impfung für Schwangere riskant?
“Mehr als 50 hochwertige Studien, darunter mehrere systematische Übersichtsarbeiten und Meta-Analysen, haben die Auswirkungen der COVID-19-Impfung auf schwangere Frauen und ihre Kinder untersucht. Die Ergebnisse sind übereinstimmend: Die Impfung in der Schwangerschaft ist nicht nur sicher, sondern in vielen Fällen sogar mit einem geringeren Risiko für bestimmte Komplikationen verbunden. Die Impfung ist für Schwangere sicher. Es gibt keine Hinweise auf eine erhöhte Rate an Komplikationen. Die Vorteile der Impfung überwiegen eindeutig die potenziellen Risiken. Sie schützen sowohl die Mutter als auch das Kind“, unterstreicht Univ.-Prof. Dr. Christian Wiedermann, früherer Primar für Innere Medizin am Krankenhaus Bozen und seit 2021 Forschungskoordinator des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.
Macht eine COVID-Impfung unfruchtbar?
Die Sorge, dass COVID-19-Impfstoffe die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten, ist weit verbreitet, vor allem bei Menschen mit Kinderwunsch. Diese Befürchtung ist jedoch unbegründet: „Aktuelle Studien aus vielen Ländern zeigen übereinstimmend, dass eine COVID-19-Impfung weder die Fruchtbarkeit von Frauen noch von Männern negativ beeinflusst“, erklärt Prof. Wiedermann.
(© Jakob Obkircher
“Mehrere große Übersichtsarbeiten und Studien an Frauen mit und ohne künstliche Befruchtung zeigen: Die Corona-Impfung hat keinen nachteiligen Einfluss auf die Eierstockfunktion, die Eizellqualität, die Befruchtungsrate oder die Schwangerschaftschancen. Auch Komplikationen wie Fehlgeburten traten bei Geimpften nicht häufiger auf als bei Ungeimpften. Bei Männern zeigen Studien, dass Impfstoffe keine nachteiligen Effekte auf die Spermienanzahl, die Beweglichkeit oder den Hormonspiegel haben. Studien mit Paaren mit Kinderwunsch zeigen, dass es keinen Unterschied in den Empfängnisraten, Schwangerschaftsverläufen oder Geburtsausgängenzwischen Geimpften und Ungeimpften gibt.” Prof. Wiedermann kann die Behauptung, eine Corona-Impfung mache unfruchtbar, wissenschaftlich widerlegen: „Die COVID-19-Impfung beeinträchtigt die Fruchtbarkeit nicht – weder bei Frauen noch bei Männern. Dies gilt sowohl für natürliche Schwangerschaften als auch für assistierte Reproduktionsverfahren. Wer plant, ein Kind zu bekommen, muss sich wegen der Impfung keine Sorgen machen. Vielmehr ist eine Impfung sinnvoll, um sich vor den gesundheitlichen Risiken einer Corona-Infektion in der Schwangerschaft zu schützen, auch in Bezug auf die Fortpflanzungsgesundheit“, betont Prof. Wiedermann.
Kann eine Corona-Impfung Autismus verursachen?
„Die Behauptung, dass COVID-19-Impfstoffe Autismus verursachen könnten, ist wissenschaftlich unbegründet. Sie knüpft an längst widerlegte Impfmythen an, für die es weder biologische noch epidemiologische Belege gibt“, erklärt Prof. Wiedermann. Groß angelegte Studien, die große Gruppen von Menschen über einen längeren Zeitraum beobachten, aber auch Statistiken und Interviews mit Betroffenen aus vielen Ländern zeigen laut Prof. Wiedermann übereinstimmend, dass es nach einer COVID-19-Impfung keine Zunahme von Autismusdiagnosen bei geimpften Kindern oder Erwachsenen im Vergleich zu Ungeimpften gibt. Auch Meldesysteme zur Medikamentensicherheit zeigen keine Hinweise darauf, dass es nach einer Corona-Impfung mehr Fälle von Autismus gibt.
Reicht die Datenlage aus, um alle Bedenken auszuräumen?
“Bisherige Forschungsergebnisse zeigen, dass die COVID-19-Impfung sicher ist. Dennoch gibt es Bereiche, in denen genauere Studien notwendig sind. So fehlen unter anderem umfassende Langzeitbeobachtungen bei Kindern und die Daten zur Impfung im ersten Drittel der Schwangerschaft sind begrenzt. Diese Forschungslücken bedeuten nicht, dass Risiken bestehen. Vielmehr zeigen sie, wo weiterer Erkenntnisgewinn möglich ist. Die bisherigen Daten zeigen übereinstimmend: Die Impfung schützt wirksam vor Corona-Komplikationen. Das gilt auch für Schwangere und ihre Kinder“, sagt Wiedermann.
„Aufgrund der nachgewiesenen Vorteile und der klaren Sicherheitsdaten können impfberechtigte Personen – vor allem während der Familienplanung, Schwangerschaft und Stillzeit – der Corona-Schutzimpfung mit Vertrauen begegnen. Eine Gesundheitskommunikation, die auf Daten aus der Wissenschaft fußt, kann helfen, unbegründete Ängste zu entkräften und die Impfbereitschaft in sensiblen Lebensphasen zu fördern“, so der Forschungskoordinator des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen.
Vollständiger Faktencheck mit Literaturangaben:
https://www.institut-allgemeinmedizin.bz.it/covid-19-impfung-schwangerschaft-fruchtbarkeit-und-autismus-was-sagt-die-wissenschaft-wirklich/
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