Absurde Verbrecherjagd

„Fast surreal“ – sechs Anzeigen und eine Festnahme

Donnerstag, 04. Juni 2020 | 15:59 Uhr

Bozen – Die Corona-Krise scheint die Verbrecherjagd noch absurder zu machen. Die Carabinieri von Bozen haben in den vergangenen Tagen sechs Personen angezeigt und eine weitere festgenommen. Über manche Situationen konnten die Ordnungshüter nur den Kopf schütteln.

Ein besonders dreister Diebstahl hat sich am Bahnhof zugetragen. Einem Mann, der beim Kauf eines Tickets Schwierigkeiten hatte, näherte sich aus dem Wartesaal ein junger Erwachsener, der seine Hilfe anbot. Der junge Mann, der unter anderem den vorgeschriebenen Mindestabstand missachtete, wartete auf eine günstige Gelegenheit: In einem Moment der Unaufmerksamkeit entriss er seinem Opfer die Brieftasche und suchte das Weite.

Die Carabinieri, die sofort zur Stelle waren, ließen sich die Person genau beschreiben und überprüften die Aufnahmen der Überwachungskameras. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei dem Dieb um einen „alten Bekannten“ der Ordnungshüter – ein 27-jähriger Algerier ohne feste Unterkunft.

Die Carabinieri konnten den Mann aufspüren, doch er hatte weder die Brieftasche noch Bargeld bei sich. Weil sie den 27-Jährigen nicht auf frischer Tat ertappt hatten, blieb den Exekutivbeamten nichts anderes übrig, als den Mann auf freiem Fuß anzuzeigen.

Ein noch absurderer Vorfall hat sich in der Einstein-Straße zugetragen: Ein 48-jähriger Rumäne, der bereits vorbestraft ist, zog sich aus und stand splitterfasernackt ohne Socken, Schuhe, ohne Unterhose und ohne Atemschutzmaske da. Neben einer Anzeige wegen obszöner Handlungen in der Öffentlichkeit, wegen der ihm eine Geldstrafe zwischen 5.000 und 30.000 Euro droht, mussten ihm die Carabinieri auch ein Bußgeld aufbrummen, weil er keinen Mundschutz trug. Der Vorfall sei „fast schon surreal“ gewesen, erklärten die Carabinieri. Bevor sie den Mann im Streifenwagen zur Kaserne brachten, musste er seine Kleider wieder anziehen.

In der Nacht von Montag auf Dienstag sind die Carabinieri von Bozen und Terlan zu einem Autounfall auf der Schnellstraße MeBo gerufen worden. Der Lenker eines Lkw hatte zwei Gramm pro Liter Alkohol im Blut. Der Mann wurde wegen Trunkenheit am Steuer angezeigt. Der Beifahrer, der in der Provinz Verona ansässig ist, hatte hingegen keinen plausiblen Grund sich im Trentino-Südtirol aufzuhalten. Da zwischen den Regionen noch keine Reisefreiheit herrschte, wurde er wegen Verletzung der Covid-Regeln zu einem Bußgeld verdonnert.

Zum guten Schluss stellte sich außerdem heraus, dass das Fahrzeug keiner Revision unterzogen worden war. Deshalb wurde es beschlagnahmt.

Die Carabinieri von Bozen haben drei weitere Personen angezeigt, die am Dienstagvormittag eine Vitrine in einem Supermarkt in Eppan eingeschlagen hatten. Anschließend hatten sie mehrere Flaschen mit Superalkohol gestohlen.

Verhaftet wurde hingegen einen Südamerikaner, gegen den ein Vollstreckungsbefehl wegen Raubüberfalls vorlag. Die Carabinieri haben den Mann in einem Zivilstreifenwagen aufgespürt. Er muss eine Haftstrafe von drei Jahren, fünf Monaten und sieben Tagen wegen eines Raubes abbüßen, den er im November 2016 in Bozen begangen hat. Der Mann wurde ins Bozner Gefängnis eingeliefert.

Von: mk

Bezirk: Bozen