Studie an der Abteilung Neurorehabilitation in Sterzing

Fatigue-Syndrom bei Covid-19: Erster Hinweis auf Grund dafür

Dienstag, 15. Dezember 2020 | 15:39 Uhr

Sterzing – An der Abteilung Neurorehabilitation im Krankenhaus Sterzing ist kürzlich eine Studie zum Fatigue-Syndrom bei Patientinnen und Patienten mit Covid-19 durchgeführt worden. Die ersten Ergebnisse werden nun veröffentlicht. Für den zweiten Teil der Studie werden noch Probanden gesucht.

Eine große Anzahl von an Covid-19 Erkrankten klagen während der akuten Phase der Krankheit über geistige und körperliche Müdigkeit. Dieses „Fatigue-Syndrom“ kann wochenlang anhalten. „Fatigue“ wird das Gefühl körperlicher und geistiger Müdigkeit oder Erschöpfung genannt, das durch Energiemangel, Muskelschwäche, langsame Reaktionen, Schläfrigkeit und Konzentrationsdefizit gekennzeichnet ist. Eine kürzlich im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Studie weist die internationale medizinisch-wissenschaftliche Gemeinschaft in einem alarmierenden Aufruf darauf hin, dass Fatigue eines der häufigsten neurologischen Langzeitsymptome bei Covid-19 ist. Deshalb sei es wichtig, die betroffenen Patientinnen und Patienten zu identifizieren und zu behandeln.

Allerdings gibt es immer noch keine Routineuntersuchungen oder Biomarker, die eine genaue medizinische Diagnose ermöglichen, sodass diese Patienten oft unbehandelt bleiben und keinen Zugang zu den entsprechenden Therapien haben.

In der Klinischen Forschungseinheit für Neurorehabilitation des Krankenhauses Sterzing wurde vor Kurzem eine Studie an Patienten und Patientinnen abgeschlossen, die nach verschiedenen neurologischen Komplikationen (Neuropathie, Myopathie, Schlaganfall, Enzephalitis) infolge von Covid-19 hospitalisiert wurden. Diese Patienten zeigten auch nach der klinischen Genesung weiterhin kognitive Probleme, vor allem in Bezug auf die so genannten Exekutivfunktionen (planen, Entscheidungen treffen, etc.), sowie starke körperliche Müdigkeit. Durch gezielte neuropsychologische Tests und elektrophysiologische Untersuchungen unter Einsatz der transkraniellen Magnetstimulation (TMS) konnte erstmals ein Profil der Hirnfunktionsstörung des Frontallappens identifiziert werden, das für kognitive Defizite und chronische Müdigkeit bei Covid-19 verantwortlich ist.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden zur Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Journal of the Neurological Sciences (offizielles Organ der World Federation of Neurology) angenommen und werden in Kürze online verfügbar sein. Die Studie mit dem Titel „Neuropsychological and neurophysiological correlates of fatigue in post-acute patients with neurological manifestations of Covid-19: insights into a challenging symptom“ (Neuropsychologische und neurophysiologische Korrelate von Müdigkeit bei post-akuten Patienten mit neurologischen Manifestationen von Covid-19: Einblicke in ein herausforderndes Symptom) hat als Erstautorin Paola Ortelli, Neuropsychologin und Forscherin im Südtiroler Sanitätsbetrieb, sowie als Seniorautorin Viviana Versace, Neurologin und Leiterin der Forschung im Bereich Neurophysiologie an der Neurorehabilitationseinheit in Sterzing. Unter den Autoren befinden sich auch renommierte nationale und internationale wissenschaftliche Partner.

Derzeit hat die zweite Phase der Studie begonnen, um das neuropathologische Profil abzugrenzen und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu identifizieren. Im Fokus stehen dabei Patientinnen und Patienten, die Covid-19 in einer milden Form hatten, aber über körperliche Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Schlaflosigkeit oder Stimmungsstörungen klagen. Wer Interesse hat, an der Studie teilzunehmen, kann sich bei Seniorautorin Viviana Versace melden (E-Mail: viviana.versace@sabes.it).

sabes

Von: mk

Bezirk: Wipptal