Von: mk
Bozen – Von einem „Befreiungsschlag“ hat Landeshauptmann Arno Kompatscher gesprochen, als er verkündet hat, dass in Südtirol flächendeckend Antigen-Schnelltests durchgeführt werden. Vom 20. bis 22. November sollen 350.000 Südtirolerinnen und Südtiroler getestet werden – auf freiwilliger Basis. Vorbild für die Aktion ist die Slowakei. Wie Alto Adige online berichtet, zeigen sich manche Experten allerdings skeptisch – und auch in der Slowakei sind nicht alle Bürger mit dem Kurs der Regierung zufrieden.
Gemeinsam mit dem Zivilschutz sollen landesweit rund 180 Stützpunkte eingerichtet werden, an denen die Tests an 67 Prozent der Bevölkerung durchgeführt werden. Ziel ist es, Infektionsherde zu identifizieren und Ansteckungsketten zu unterbrechen.
Andrea Crisanti, ordentlicher Professor für Mikrobiologie an der Universität in Padua, äußert allerdings Zweifel: „Werden 350.000 Personen nur einmal einem Schnelltest unterzogen, ist das rausgeworfenes Geld.“ Seiner Ansicht nach sind Antigen-Schnelltests weniger sensibel. Rund 30 Prozent der Infizierten blieben damit unentdeckt.
Crisanti zufolge müssten flächendeckende Tests mehrfach vorgenommen werden – mindestens einmal pro Woche zwei- bis dreimal in Folge. Dadurch würde es gelingen, der Verbreitung des Virus Einhalt zu gebieten.
Unterdessen ist auch in der Slowakei nicht alles Gold, was glänzt. Nicht alle sind mit dem Kurs der Regierung einverstanden. Zwar habe es auch dort geheißen, die Tests seien freiwillig. Doch wer sich weigerte, sei von der Regierung zehn Tage lang unter Quarantäne gestellt worden, erklärt K. Pivkova, eine Bürgerin aus der Slowakei, gegenüber Südtirol News. Wohnt man mit Personen im selben Haushalt zusammen, die einen Test verweigerten, habe man ebenfalls zehn Tage das Haus nicht verlassen dürfen.
Wer sich hingegen testen ließ, erhielt eine offizielle Bescheinigung, die Bürger vorweisen mussten. „Polizei, Verkäuferinnen und der Arbeitgeber verlangen das ‚Zertifikat‘, das wir beim Testen bekommen haben. Ohne dieses lässt mich mein Arbeitgeber nicht rein, ohne dieses darf ich nicht einkaufen“, erklärt die Frau.
Was sie am meisten stört, ist, dass sich seit den flächendeckenden Tests nur wenig geändert hat: Veranstaltungen seien noch immer verboten, Bars und Restaurants seien nach wie vor geschlossen und es dürften sich nur maximal sechs Personen treffen. „Gesagt wurde uns: ‚Lockdown oder Testen‘. Und tja, wir haben beides – und das seit 24. Oktober“, betont Pivkova. Tests seien in Ordnung, doch es sollte den Bürgern auch etwas bringen, ist sie der Ansicht.
Die Regierung in der Slowakai hat den seit Oktober geltenden Notstand bis zum 29. Dezember ausgedehnt. Die unabhängig davon geltende Ausgangssperre soll dagegen nach derzeitiger Planung nicht verlängert werden. Bisher ist vorgesehen, dass schon Ende dieser Woche das Verbot ausläuft, ohne negativen Corona-Test die eigene Wohnung zu verlassen.