Antrag auf Archivierung gestellt

Freundin von Benno Neumair gerät aus dem Visier der Ermittler

Mittwoch, 19. Mai 2021 | 10:31 Uhr

Bozen – Die Archivierung ist bereits mehrmals angekündigt worden, doch erst jetzt will die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen die Freundin von Benno Neumair zu den Akten legen. Der 30-jährige Bozner, der sich bekanntlich wegen Mordes an seinen Eltern verantworten muss, hatte die Nacht vom 4. auf den 5. Jänner kurz nach der Tat bei ihr in Auer verbracht.

Martina Allegre war wegen mutmaßlicher Begünstigung ins Ermittlungsregister eingetragen worden. Untersuchungsrichterin Carla Scheidle wird vermutlich in wenigen Tagen entscheiden, ob dem Archivierungsantrag stattgegeben wird, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Sämtliche Untersuchungen stellten sicher, dass die Frau nichts vom Doppelmord gewusst hat. Ins Visier der Ermittler geriet sie allerdings trotzdem, weil sie in einem ersten Moment bestritten hatte, dass sich in ihrer Wohnung etwas befindet, das dem Angeklagten gehört. Benno Neumair, den sie auf einer Kontaktbörse im Internet kennengelernt hatte, hat aber am Abend der Tat gemeinsam mit ihr gegessen, um dann die Nacht bei ihr zu verbringen. Vorher ging er unter die Dusche und überließ seiner Freundin mehrere Kleidungsstücke zum Waschen, die er zum Teil mitgebracht und zum Teil selbst getragen hat.

Anhand von Laboranalysen konnte festgestellt werden, dass sich auf den Kleidungsstücken keine Blutspuren befanden – auch nicht auf Mikroebene. Erst drei Tage später überbrachte die Frau von sich aus die Kleidungsstücke den Carabinieri, nachdem sie sich an den Anwalt Federico Fava gewandt hat. Bei der Anhörung vor der Staatsanwaltschaft räumte die Frau ein, dass sie aus Angst davor gelogen habe, in die Ermittlungen hineingezogen zu werden.

Wie ihr Anwalt laut Alto Adige erklärte, sei seine Mandantin lediglich zur „falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen und habe nichts zu verbergen. Außerdem sei sie stets zur Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft bereit gewesen.

Am morgigen Donnerstag wird hingegen Professor Emiliano Giardina von der Universität „Tor Vergata“ in Rom die Ergebnisse der genetischen Spurenanalyse auf mehreren Beweisstücken präsentieren. Der Experte, der als Supergutachter vom Gericht beauftragt wurde, genießt nach seinem Beitrag bei den Ermittlungen zum Mord an Yara Gambirasio Ansehen und berufliche Anerkennung auf nationaler Ebene.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland