Spezialoperation in der Urlaubssaison

Granaten unter dem Gletschereis in Italiens Bergen

Dienstag, 05. August 2025 | 10:09 Uhr

Von: idr

Sulden – Mit jedem weichenden Gletscher gibt die Natur ein Stück Geschichte preis – und in manchen Fällen auch eine tödliche Gefahr: Im hinteren Martelltal am Fuß des Cevedale-Gletschers sind derzeit wieder Sprengstoffexperten der italienischen Armee im Einsatz, um Granaten und andere Relikte aus dem Ersten Weltkrieg zu bergen. Die schmelzenden Gletscher legen diese frei und machen sie im wahrsten Sinne des Wortes zu tickenden Zeitbomben.

Was jahrzehntelang tief unter Schnee und Eis verborgen lag, wird durch den Klimawandel nach und nach freigelegt. Es sind die rostigen Überbleibsel eines blutigen Gebirgskriegs, der einst zwischen Italien und Österreich tobte. Das auf über 3.000 Metern gelegene Gebiet ist nach Annahmen von Experten noch immer mit zahlreichen nicht hochgegangenen Bomben und Granaten gespickt. Um einen Teil davon kümmert sich das Heer nun.

Kooperation von Trentino-Südtirol

Die Spezialkräfte des 2. Alpini-Pionierregiments aus Trient arbeiten dabei mit Militärhubschraubern aus Bozen und dem Zivilschutz zusammen. Die Mission: Gefahrenstellen sichern und Fundstücke entschärfen, bevor Wanderer oder Alpinisten sie entdecken, denn das Risiko wächst: Mit jeder Sommersaison werden mehr von ihnen freigelegt. Auch wenn sich bei einer möglichen Detonation niemand im direkten Sprengradius aufhalten sollte, können die rostigen Sprengsätze eine Lawine provozieren.

Gleichzeitig läuft eine Informationskampagne, um die Bevölkerung zu sensibilisieren. Wer auf verdächtige Objekte stößt, soll sie keinesfalls berühren, sondern sofort die Behörden alarmieren und sich von ihnen schnellstmöglich entfernen. Es besteht akute Lebensgefahr!

Alle Jahre wieder

Die Aktion findet regelmäßig in den Sommermonaten statt. Zwar sind zu dieser Zeit auch die meisten Wanderer, Kletterer und Urlauber im Land, doch müssen die Spezialisten warten, bis sich das Eis zurückgezogen hat. Je weiter sich die Gletscher zurückziehen, desto mehr Zeugnisse des Gebirgskriegs treten zutage. Für die Soldaten in Tarnanzügen ist das eine stille, aber gefährliche Erinnerung daran, dass die Spuren des Krieges in den Alpen noch lange nicht der Geschichte angehören.

Bezirk: Vinschgau

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