"20.000 Euro mehr pro Jahr als Bussadori"

Causa Zerzer: Druck auf Landesregierung wächst

Montag, 04. August 2025 | 16:55 Uhr
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Von: luk

Bozen – In der Debatte um die geplante Neubesetzung der Direktion der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung in Südtirol mehren sich die Stimmen. Während sich unter anderem der Landesbeirat für Chancengleichheit und der AVS für den Verbleib von Virna Bussadori aussprechen, unterstützt der Gemeindenverband mehrheitlich den angestrebten Führungswechsel.

Landesbeirat für Chancengleichheit: Fachliche Qualifikation und Erfahrung

Der Landesbeirat für Chancengleichheit hat die Südtiroler Landesregierung dazu aufgerufen, die Raumplanerin Virna Bussadori als Direktorin der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung zu bestätigen. Bussadori leite die Abteilung seit 2020 und verfüge über umfangreiche fachliche Qualifikationen sowie langjährige Erfahrung im Bereich Raumplanung. Bekanntlich steht im Raum, dass Bussadori von Florian Zerzer ersetzt werden soll.

Die Forderung des Beirats steht im Zusammenhang mit dem Gleichstellungsaktionsplan ÆQUITAS, den die Landesregierung 2023 beschlossen hatte. Darin wird unter anderem eine gezielte Förderung von Frauen in Führungspositionen vorgesehen. Die angestrebte Ablösung Bussadoris durch einen männlichen Nachfolger widerspreche laut Beirat diesen Zielsetzungen und untergrabe das Engagement für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der öffentlichen Verwaltung.

Zudem kritisiert der Beirat eine geplante höhere Vergütung des Nachfolgers, die mit rund 20.000 Euro über dem bisherigen Gehalt liegen soll – ein Umstand, der laut Beirat die geschlechtsspezifische Lohnlücke verdeutliche.

Die Präsidentin des Landesbeirats, Ulrike Oberhammer, und ihre Stellvertreterin Nadia Mazzardis betonten, Bussadori sei ein fachlich anerkanntes Vorbild in einem strategisch wichtigen Bereich. Ihre Absetzung würde ein falsches Signal senden, sowohl in Bezug auf Gleichstellung als auch auf die Wertschätzung weiblicher Führungskompetenz.

“Die Raumplanerin Bussadori hat einen Abschluss in Raumplanung und Stadtentwicklung an der IUAV, Spezialisierungen auf europäischer Ebene und hat mehrere Publikationen gemacht. Seit 2006 hat sie das Amt für Landesplanung und Kartografie geleitet und seit 2020 ist sie Direktorin der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung. Sie ist ein echtes Beispiel für das, was uns oft gesagt wird, wenn es um Frauenquoten geht: ‘Es reicht nicht, eine Frau zu sein, man muss auch kompetent sein.’ Und hier haben wir eine Frau, die alle Voraussetzungen mitbringt, um eine wichtige technische Abteilung zu leiten. Es ist wichtig zu betonen, wie schwer es ist, Vorurteile gegenüber Frauen in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) abzubauen, die zu den Bereichen gehören, die die besten beruflichen und finanziellen Chancen bieten”, so der Landesbeirat für Chancengleichheit.

Gemeindenverband unterstützt geplanten Führungswechsel in Landesabteilung

Der Südtiroler Gemeindenverband hat sich in einer Vorstandssitzung hingegen mehrheitlich unterstützend zum Vorschlag von Landesrat Peter Brunner geäußert, die Direktion der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung neu zu besetzen. Die fachliche Kompetenz der bisherigen Direktorin wurde dabei ausdrücklich anerkannt.

Kritik wurde jedoch an organisatorischen Schwächen innerhalb der Abteilung geübt, etwa bei der Umsetzung des Landschaftsleitbildes, in den Naturparken und bei langen Bearbeitungszeiten von Bauleitplanänderungen. Diese Verzögerungen seien laut Gemeinden ein Zeichen für strukturellen Verbesserungsbedarf.

Der Verband betont die Notwendigkeit funktionierender Verwaltungsprozesse und verweist auf die Führungserfahrung von Florian Zerzer, dem ein hohes Maß an Organisationsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft mit den Gemeinden attestiert wird. Eine sachliche Diskussion über Führungsverantwortung sei im Sinne aller Gemeinden notwendig.

AVS spricht sich für Verbleib von Virna Bussadori als Abteilungsdirektorin aus

Der Alpenverein Südtirol (AVS) hat sich wiederum in einem Schreiben an die Landesregierung für den Verbleib von Virna Bussadori als Direktorin der Abteilung Natur, Landschaft und Raumentwicklung ausgesprochen. Man habe aus den Medien von einer geplanten Absetzung erfahren, heißt es in dem Schreiben, und könne die Gründe dafür nicht nachvollziehen.

Der AVS betont Bussadoris hohe fachliche Kompetenz sowie ihre ausgewogene Haltung in Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Auch bei kontroversen Themen sei sie stets gesprächsbereit gewesen und habe zur Erarbeitung tragfähiger Lösungen beigetragen.

Sollte die Direktion neu besetzt werden, fordert der AVS, dass die neue Amtsführung ebenfalls über fundierte Fachkenntnisse in diesem komplexen Bereich verfügen müsse.

Bezirk: Bozen

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