Von: mk
Bozen – Ein Hausarzt hat sich geweigert, Medikamente einem Transsexuellen zu verschreiben, die diesem von einem Facharzt empfohlen worden sind. Als Begründung gibt der Hausarzt an, er halte die Medikamente für gesundheitsschädlich. Entschieden anders sieht dies die Südtiroler Homosexuellenvereinigung Centaurus. Deren Vertreter sprechen von einem klaren Fall von „schwerer Diskriminierung“.
Die Vereinigung hat das E-Mail veröffentlicht, das der Bozner Hausarzt am 16. November einem Patienten zugeschickt hat. Dem Transsexuellen, der als Frau geboren wurde, nun aber als Mann lebt, waren von einem Endokrinologen klinische Untersuchungen empfohlen worden. Deshalb benötigte er die Rezepte.
„Es tut mir leid, aber Sie müssen sich einen anderen Arzt zur Verschreibung dieser Therapie und dieser Untersuchungen suchen. Laut meiner Auffassung sind eine Hormontherapie dieser Art und all die darauffolgenden Eingriffe der Gesundheit nicht zuträglich. Deshalb weigere ich mich, sie zu verschreiben“, erklärte der Hausarzt schriftlich. Der Patient hat sich darauf an einen anderen Arzt gewandt, der ihm die nötigen Rezepte ausstellte.
Centaurus will der Sache dennoch auf den Grund gehen. Der Homosexuellenvereinigung zufolge bestehe im Fall einer Therapie für transsexuelle Personen keine Möglichkeit für Ärzte einer „Weigerung aus Gewissensgründen“. Der Hausarzt wurde dem Sanitätsbetrieb, der Antidiskriminierungsstelle und der Ärztekammer gemeldet.
Primar Herbert Heidegger, der gleichzeitig Präsident des Landesethikkomitees ist, erklärt laut einem Bericht von Alto Adige online, dass er den Fall zwar nicht kenne. Dennoch habe die Meinung des Facharztes Vorrang. Ihm obliege es, die Gefahr eventueller Nebenwirkungen abzuschätzen. „Der Hausarzt muss dann dem Patienten auf angemessene Weise helfen.“ Die Ärztekammer wird sich mit dem Fall demnächst befassen.
Centaurus zufolge sei der Gesundheitsaspekt nur vorgeschoben, vielmehr handle es sich um eine Weigerung aus ideologischen Gründen. Transsexuelle seien viel zu häufig mit einer moralischen anstatt einer wissenschaftlichen Bewertungen konfrontiert. Zu viele Ärzte würden heute immer noch nicht die Rechte von transsexuellen Menschen anerkennen.