Junge Menschen kamen vorher auf Erwachsenenpsychiatrien

Hilfe in einer schwierigen Zeit – zehn Jahre Kinder- und Jugendpsychiatrie

Freitag, 28. April 2023 | 16:30 Uhr

Meran – Die Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Meraner Krankenhaus feiert heuer ihr zehnjähriges Bestehen – mittlerweile ist diese nicht mehr wegzudenken aus der Südtiroler Gesundheitslandschaft. Heute wurde zurück und in die Zukunft geblickt.­
­
Als Politik und Fachleute vor über zehn Jahren beschlossen, dass es an der Zeit sei, eine stationäre psychiatrische Betreuung für Kinder und Jugendliche vom 12. bis zum 18. Lebensjahr zu schaffen, war dies ein Novum: „Vorher wurden junge Menschen aus Südtirol auf den Erwachsenenpsychiatrien oder in anderen Regionen behandelt, was sicher nicht ideal war“, blickt Primarärztin Donatella Arcangeli zurück. Es folgten viele Treffen, Lehrfahrten in andere Einrichtungen und Gespräche über Gespräche. Ein Verfechter der ersten Stunde war der Bozner Psychiatrie-Primar Andreas Conca, der zu Beginn die Abteilung am Meraner Krankenhaus im Netzwerk koordinierte. „Wir waren von Anfang an eine landesweite Anlaufstelle, damit wir den Kindern und Jugendlichen in ganz Südtirol eine angemessene Behandlung garantieren konnten“, so Arcangeli. Den Patientinnen und Patienten steht ein multidisziplinäres Team aus acht Kinderpsychiaterinnen und -psychiatern, aus Psychologinnen und Psychologen sowie psychotherapeutischem, pflegerischem und pädagogischem Personal rund um die Uhr zur Verfügung. Dadurch ist auch eine stationäre Aufnahme über die Notaufnahme an 365 Tagen im Jahr für junge Menschen aus dem ganzen Land garantiert.

Landeshauptmann und Gesundheitslandesrat Arno Kompatscher dankte allen Wegbereiterinnen und -bereitern, die bereits vor über zehn Jahren erkannten, wie wichtig eine solche Abteilung ist: „Gerade als junger Mensch sucht man nach Halt und Antworten. Dabei kann man sich in den Überangeboten moderner Gesellschaften leicht verlieren. Die Corona-Pandemie hat mit ihren Einschränkungen und Anforderungen viele Menschen zusätzlich an den Rand ihrer Möglichkeiten gebracht und es ist offensichtlich, dass es eine Einrichtung wie die Kinder- und Jugendpsychiatrie heute mehr denn je braucht. Hier arbeiten Fachleute und Familien Hand in Hand, um die Jugendlichen zu unterstützen.“

Generaldirektor Florian Zerzer wies auf die exzellente Zusammenarbeit mit den Kinder- und Jugendinstitutionen hin: „Wir haben eine breite Unterstützung wie z.B. mit dem Jugendgericht, die uns sehr hilft. Gerade in schwierigen Situationen ist niemals nur ein einzelner Betreuer gefragt, sondern es braucht ein Netzwerk, welches die Kinder und Jugendlichen auch nach der Entlassung auffängt. Wenn es in einem Sprichwort heißt, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen, muss das umso mehr für junge Menschen mit psychischen Problemen gelten.“

„Für die Zukunft planen wir, ein Bett für begleitete Minderjährige unter zwölf Jahren und für Minderjährige mit Autismus oder anderen geistigen Behinderungen zu garantieren, die während ihres Aufenthalts von ihren Eltern begleitet werden. Außerdem braucht es eine postakute Versorgung, denn die Kinder und Jugendlichen benötigen zwei bis drei Monate, um sich von der akuten Phase der Krankheit zu erholen“, so Arcangeli.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt