Juli war ungewohnt kühl - fast wie früher

Hochsommer-Comeback in Südtirol immer unwahrscheinlicher

Donnerstag, 31. Juli 2025 | 08:51 Uhr

Von: luk

Bozen – Nach einem außergewöhnlich heißen Juni zeigte sich der Juli in Südtirol von seiner kühlen Seite. Laut dem Landesmeteorologen Dieter Peterlin lagen die Temperaturen in der zweiten Monatshälfte sogar unter dem langjährigen Durchschnitt. Dennoch, so Peterlin im Interview mit der Tageszeitung Alto Adige, handle es sich um einen „normalen Juli, wie es ihn vor 40 oder 50 Jahren gab“.

„Damals war es durchaus üblich, dass man in der Stadt mit einer Decke schlafen musste oder in den Ferienwohnungen im Gebirge sogar den Ofen anmachte“, erinnert sich Peterlin. Heute erscheine ein solcher Juli außergewöhnlich kühl im Vergleich zu den deutlich wärmeren Sommern der vergangenen Jahrzehnte.

Kein Kälterekord – aber ein starker Kontrast zum Juni

Während der Juli ohne Temperaturrekorde auskam, stach der Juni durch fast schon extreme Hitze hervor. In einigen Landesteilen sei es der heißeste Juni seit Messbeginn gewesen, andernorts lag er auf Rang zwei, so der Meteorologe. Die Tageshöchstwerte erreichten stellenweise bis zu 38 Grad.

Der Juli hingegen brachte Abkühlung: In Ridnaun fiel auf fast 3.200 Metern am 8. Juli Schnee, die Temperaturen sanken dort auf minus 4,5 Grad. Auch in den Tallagen blieben die Fenster nachts geschlossen, vielerorts wurde von einer „gefühlten Rückkehr in alte Zeiten“ gesprochen.

“Im Juli lagen die Temperaturen um rund 0,5 Grad Celsius unter der Vergleichsperiode der Jahre 1991 bis 2020: Damit war dieser Juli der kühlste in Südtirol seit elf Jahren”, fasst Dieter Peterlin vom Landesamt für Meteorologie und Lawinenwarnung in der Agentur für Bevölkerungsschutz im Monatswetterrückblick zusammen.

Die höchste Temperatur des Monats wurde mit 34,9 Grad Celsius am 1. Juli in Bozen verzeichnet. Am kühlsten war es am 30. Juli mit 3,4 Grad in Sexten.

Niederschläge im Durchschnitt, aber ungleich verteilt

Bei den Niederschlägen liegt der Sommer bisher im langjährigen Mittel, erklärt Peterlin. In einigen Regionen habe es etwas mehr geregnet, in anderen etwas weniger. In den letzten Julitagen fiel stellenweise überdurchschnittlich viel Regen.

Ein Nord-Süd-Gefälle wurde registriert: “Während es im Raum Bozen etwas weniger geregnet hat als normal, wurden im Norden Südtirols um 20 bis 40 Prozent mehr Niederschläge als im Durchschnitt aufgrund von häufigeren Gewittern verzeichnet”, berichtet Peterlin.

Sommer mit angezogener Handbremse

Für die kommenden Tage kündigt Peterlin überwiegend stabiles Wetter an. Zwar kehre die Sonne zurück, doch von großer Hitze sei keine Rede. Die Temperaturen sollen sich bei 29 bis 30 Grad einpendeln. Erst gegen Ende der Woche sei wieder mit einer wechselhafteren Wetterlage und möglichen Gewittern zu rechnen.

Ein Comeback des Hochsommers mit Temperaturen weit über 30 Grad hält Peterlin für zunehmend unwahrscheinlich. Zwar lasse sich ein heißer September nicht ausschließen, doch mit dem Fortschreiten der Jahreszeit und den kürzer werdenden Tagen sinke die Wahrscheinlichkeit für extremes Sommerwetter deutlich.

Martin Geier

Bezirk: Bozen

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