Von: apa
In Wien hat sich die Hochwassersituation leicht entspannt. Die Pegel sind zurückgegangen, in den stark betroffenen Gebieten entlang des Wienflusses im Bezirk Penzing gab es erste Aufräumarbeiten. Zuversichtlich zeigte sich auch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montagnachmittag. Wobei der Stadtchef betonte: “Wir bereiten uns auf eine zweite Welle vor.”
Insgesamt sei er aber stolz auf die Situation, strich Ludwig nach einer Sitzung des Wiener Krisenstabs hervor. Der Hochwasserschutz im Bereich der Donau oder am zum Teil wieder renaturierten Liesingbach habe funktioniert. “Wien kann Hochwasser”, versicherte der Bürgermeister. Als Hotspot nannte er vor allem den Wienfluss, der durch die Wienerwaldbäche gespeist worden sei. Dort sei die Herausforderung groß gewesen.
Als Folge des Unwettergeschehens werden nun die Wiener Parks gesperrt. Dies sei nötig, da der Boden aufgeweicht sei und Bäume umstürzen könnten, führte Ludwig aus. Die Lage dort werde nun geprüft. Erst nach den Kontrollen würden sie wieder geöffnet, führten die Wiener Stadtgärten bzw. die städtischen Forstbetriebe dazu in einer Aussendung aus.
Betroffen sind auch größere Waldgebiete wie der Lainzer Tiergarten, die Steinhofgründe und das Erholungsgebiet Laaer Wald. Dort ist der Zutritt vorübergehend ebenfalls nicht erlaubt. Laut Kanzler Nehammer wird auch in den Bundesgärten untersucht, ob es Schäden gibt, die behoben werden müssen.
Die Einschränkungen bei den Öffis werden wie schon angekündigt wohl noch bis Mittwoch dauern, wurde nach dem Krisenstab-Treffen bekräftigt. Betroffen sind weiterhin die U-Bahn-Linien U2, U3, U4 und U6. An neuralgischen Punkten wurden dort Schutzmaßnahmen mit Dammbalken oder Sandsäcken errichtet.
Die U2 ist nur zwischen den Stationen Seestadt und Taborstraße in Betrieb, die Linie U3 fährt zwischen Ottakring und Schlachthausgasse und die Linie U4 verkehrt zwischen den Stationen Heiligenstadt und Friedensbrücke. Die Linie U6 ist zwischen Meidling und dem Westbahnhof außer Betrieb.
Die Störungen bei der Stromversorgung seien hingegen behoben, berichtete der Stadtchef. Die Zahl der in Wien etwa durch herabfallende Äste verletzten Personen wurde von Ludwig mit zehn beziffert. Die Betroffenen seien jedoch nur leicht verletzt worden, berichtete er.
“Es ist beeindruckend, wie Österreich zusammensteht”, hob Kanzler Nehammer hervor. Die Situation sei in Wien und auch in den anderen Bundesländern professionell gemanagt worden. Er bekräftigte, dass der mit 300 Mio. Euro dotierte Katastrophenfonds notfalls aufgestockt werde. “Der Bund stellt alle notwendigen Mittel zur Verfügung.”
In Penzing wurde unterdessen bereits aufgeräumt: In der Ludwiggasse pumpten Anrainerinnen und Anrainer unter anderem Keller aus, wie sich bei einem Lokalaugenschein am Vormittag zeigte. Am Sonntag hatte die Feuerwehr dort einige Menschen in Sicherheit gebracht, nachdem das Wasser teils bis zu den Balkonen im ersten Stock stand, wie Augenzeugen der APA schilderten. Das genaue Schadensausmaß steht noch nicht fest, dürfte jedoch hoch sein. Eine Bewohnerin sprach von einem “einzigen großen See”, der sich am Vortag nach Überschwappen des Wienflusses gebildet hatte. “Sowas habe ich noch nie erlebt”, betonte die Dame – ein Tenor der beim Lokalaugenschein stets in Gesprächen mit Betroffenen durchklang.
Die Auffangbecken für den Wienfluss haben inzwischen wieder Kapazitäten. Denn sie seien wieder vollständig geleert worden, hieß es von den Wiener Gewässern (MA 45). Dies sei die übliche Vorgangsweise bei nachlassenden Wassermengen. Damit führe der Fluss zwar länger Hochwasser in Wien, zugleich würden aber wieder Speicherkapazitäten in den Becken in Auhof geschaffen.
Trotzdem bleibt man vorsichtig. “Wir werden sehen, was die weiteren Niederschläge bringen.” Beim Messpunkt Kennedybrücke sei der Pegel des Wienflusses am Nachmittag auf etwa einen Meter gesunken, berichtete der Sprecher der MA 45, Kozuh-Schneeberger, auf Anfrage gegen 15.00 Uhr. Dass das Wasser wieder steigt, sei jedoch nicht auszuschließen.
Die Berufsrettung Wien absolvierte bisher insgesamt 16 Einsätze, die unmittelbar mit den Unwettern zusammenhingen, “viele davon als Hilfeleistung für die Berufsfeuerwehr”, sagte Rettungssprecher Daniel Melcher am Montagvormittag der APA. Die Berufsfeuerwehr Wien wiederum hat innerhalb von 24 Stunden bis Montagfrüh mehr als 1.300 Einsätze abgearbeitet. Zu Spitzenzeiten langten mehr als 100 Einsatzanforderungen pro Stunde bei der Feuerwehr ein.
Die Einsätze waren etwa zu zwei Dritteln auf den Niederschlag und zu einem Drittel auf den Wind zurückzuführen. Es handelte sich dabei etwa um Einsätze wegen umgestürzter Bäume oder Wassereintritte in Kellern, berichtete Feuerwehrsprecher Gerald Schimpf.