Von: ka
Bozen – Die heurigen Landtagswahlen versprechen die spannendsten der letzten Jahrzehnte zu werden. Das Duell zwischen dem Landeshauptmann Arno Kompatscher und Thomas Widmann, dem der Landeshauptmann nach langen internen Querelen alle Kompetenzen als Landesrat entzogen hat, überstrahlt das sonst übliche Kräftemessen zwischen der Sammelpartei und der Opposition. Im Windschatten des Duells versuchen drei neue Parteien die aufgestaute Wut der Impfgegner und Coronaleugner auf ihre Mühlen zu lenken. Ihnen wird durchwegs zugetraut, Landtagsmandate zu erringen.
Die traditionellen Oppositionsparteien hingegen haben es schwer, sich Sichtbarkeit zu verschaffen. Insbesondere die Grünen, die zwar wacker für die Umwelt und den Klimaschutz kämpfen, haben in der Hoffnung, von der SVP als Koalitionspartner auserkoren zu werden, im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten jeglichen Biss verloren. Angesichts des fast aufgegebenen Kampfs für eine zweisprachige Schule – in der Vergangenheit das Markenzeichen schlechthin –, scheint es fraglich, ob die Grünen überhaupt ein italienisches Mandat zu erringen vermögen.
Aber die Grünen sind nicht allein. Das Team K, das vor fünf Jahren sechs Mandate erobern konnte, dürfte heuer froh sein, mit einem blauen Auge davonzukommen. Seit zwei Mandatare es während der Legislatur verlassen haben, wirkt das Team K trotz vieler guter Ideen etwas konturlos. Auch die Freiheitlichen, die ihre beste Zeit längst hinter sich haben und die Süd-Tiroler Freiheit kämpfen darum, von der Südtiroler Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden. Ob die immer selben Parolen auch noch nach vielen Jahren die Wähler hinter dem Ofen hervorlocken können, steht aber in den Sternen.
Beobachter glauben, dass die neuen Kleinparteien, die zudem über zugkräftige Gesichter verfügen, weniger der Sammelpartei, sondern vielmehr den traditionellen Platzhirschen der Opposition Stimmen abluchsen werden. Wer hingegen mit der Landesregierung nicht zufrieden sei, dürfte sich eher für „Für Südtirol mit Widmann“ entscheiden. Aufgrund der Erfahrung und der langen SVP-Vergangenheit Widmanns – so diese Stimmen – falle SVP-Wählern dieses Jahr die „Untreue“ leichter.
Die Frage, wie viel die Sammelpartei verlieren und wie gut der „geschasste“ Landesrat abschneiden wird, überschattet insbesondere den Wahlkampf der traditionellen Oppositionsparteien. Wie gut sie sich schlagen werden, scheint heute weniger zu interessieren als das Abschneiden der italienischen Parteien, die fast alle um die Gunst der Braut SVP buhlen.