Ein Patient aus Bozen kämpft sich durch

Immer diese Bürokratie – als ob Krebs nicht reichen würde

Sonntag, 04. August 2019 | 10:38 Uhr

Bozen – Carlo “Charlie” Penner ist in Bozen sehr bekannt – nicht nur wegen seiner Arbeit als Angestellter im Sanitätsbetrieb, sondern auch wegen seines Einsatzes im Amateursport und als Sänger der Band „Afterwork“. Trotzdem hat er nicht nur die Sonnenseite im Leben kennengelernt: Er kämpft gegen ein gesundheitliches Leiden, das ihm gleich mehrere Probleme bereitet, berichtet die Tageszeitung Alto Adige.

Der Krebs hat seine Bauchspeicheldrüse befallen. Zusätzlich zur körperlichen Belastung ist er auf seine Arbeit angewiesen, da er es sich nicht aus finanziellen Gründen für sich und seine Familie nicht leisten kann, weniger zu verdienen. „Nach sechs Monaten habe ich wieder meinen Dienst aufgenommen, weil ich mir eine Kürzung des Gehalts nicht leisten kann, wie sie vom Arbeitsvertrag nach dieser Dauer vorgesehen ist“, erklärt Carlo laut Alto Adige.

Dass er im Kampf gegen den Krebs gleichzeitig arbeiten muss, ist aber nicht das Schlimmste: Die größte Schwierigkeit sind paradoxerweise die bürokratischen Hürden: Jedes Mal, wenn Carlo sich der Chemotherapie unterzieht, muss er einen Berg an Papierkram abarbeiten, um zu bestätigen, dass er die Therapie auch tatsächlich in Anspruch genommen hat. Dadurch wird verhindert, dass ihm das Gehalt gekürzt wird.

Das Gesetz schreibt zwar vor, dass der Spitalaufenthalt aufgrund der lebensrettenden Therapie nicht als Abwesenheit vom Arbeitsplatz gewertet werden darf. Um dies zu belegen, muss man sich allerdings mit einer Unzahl an Dokumenten herumschlagen. Die Gründe dafür sind für Carlo nicht leicht nachzuvollziehen.

Mittwochs geht er zur Chemo. Zusätzlich zu dieser Kraftanstrengung muss er ein Gesuch bei der Gerichtsmedizin einreichen, damit ihm die Abwesenheit aus Krankheitsgründen anerkannt wird. Vorher sind allerdings die Dokumentation der onkologischen Abteilung und die Bestätigung seines dortigen Erscheinens nötig. Außerdem bedarf es noch einer Eigenerklärung und eine Kopie des Personalausweises. Dadurch wird jener Dienstweg in Gang gesetzt, bei dem zuletzt die Abwesenheit vom Arbeitsplatz als gerechtfertigt anerkannt wird, oder nicht. Wird sein Fernbleiben von der Arbeit aus Gesundheitsgründen bestätigt, erhält Carlo einen Brief, den er wiederum im entsprechenden Büro seines Arbeitgebers abgeben muss.

Doch Carlo lässt sich nicht unterkriegen und kämpft weiter. Trotzdem stellt sich die Frage, ob im digitalen Zeitalter all dieser Papierkram tatsächlich in dieser Form noch nötig ist – besonders bei Personen, die an einer schweren Krankheit leiden.

Von: mk

Bezirk: Bozen