Bilanz der dormizil-Einrichtungen

Immer mehr Südtiroler von Obdachlosigkeit betroffen

Mittwoch, 17. April 2024 | 12:02 Uhr

Bozen – Der dritte dormizil-Winter ist am Sonntag zu Ende gegangen. Insgesamt 41 obdachlose Menschen aus 15 Herkunftsländern haben im vergangenen halben Jahr im Nachtquartier dormizil 2 in der Vintler Straße 9 in Bozen eine würdige Unterkunft, Privatsphäre und ein offenes Ohr bei mehr als 120 Freiwilligen gefunden. Viele Gäste haben alle 181 Nächte im Haus verbracht, manche waren kurzzeitig zu Gast und haben dann Arbeit gefunden, andere sind in für sie passende Einrichtungen aufgenommen worden. Erstaunlich war die Zunahme an Südtiroler Gästen. Diese Zahl hat sich im Vergleich zum vorigen Winter verdoppelt, genauso wie die Zahl der weiblichen Gäste. Einige Bewohnerinnen und Bewohner haben in den vergangenen Monaten Unterkunft und Arbeit gefunden, manche sind zurück auf die Straße gegangen und kommen im Herbst wieder, wenn dormizil 2 erneut geöffnet wird.

Rund 4.400 Nächtigungen verzeichnet das dormizil in seinem dritten Winter (17. Oktober 2023 bis 14. April 2024). In dieser Zeit hat der Verein „housing first bozen EO“ in Bozens Stadtzentrum wieder auf gänzlich freiwilliger Basis ein Nachtquartier für obdachlose Menschen geführt. Es war der erste Winter im neu angemieteten Gebäude in der Vintler Straße 9 in Bozen. Dort konnten wie in den Wintern zuvor in der Rittner Straße 25 bis zu 25 Gäste schlafen. Die Vereinsmitglieder und Freiwilligen waren beeindruckt von der Zunahme an obdachlosen Gästen aus Italien und an Frauen. Diese Zahlen haben sich verdoppelt: Waren im Winter 2022/23 neun italienische Staatsbürger, vier davon mit Wohnsitz in Südtirol, zu Gast, so waren es im heurigen Winter 17 italienische Staatsbürger, davon zehn mit Wohnsitz in Südtirol. Im vorherigen dormizil-Winter bewohnten insgesamt drei Frauen das dormizil, im Winter 2023/24 waren es acht Frauen.

Die Zahl der wohnungs- und obdachlosen Unterkunft-Suchenden in Bozen war auch im Winter 2023/24 hoch. Trotz zusätzlich geöffneter Einrichtungen mussten Menschen die kalten Nächte bei eisigen Temperaturen auf Parkbänken, in Abbruchhäusern, Hausvorsprüngen und in Hauseingängen verbringen. In den meisten Fällen führen Mietschulden gepaart mit einer wirtschaftlichen Notlage in die Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Kritische Lebensereignisse wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Tod des Partners oder der Partnerin, Sucht oder Krankheit sind ebenfalls Ursachen dafür. Das Leben auf der Straße verstärkt die Armut und soziale Isolation, führt in die Depression und macht Menschen krank. Aus dieser Situation herauszukommen ist schwierig: Die Betroffenen sind oft nicht in der Lage, ihnen zustehende Hilfe anzunehmen. Sie schämen sich oft für ihre Situation und bemühen sich, nicht als obdachlos erkannt zu werden. Zu wenig gesunde Nahrung, fehlende Wärme und Erholung, schwierige hygienische Bedingungen und ein erschwerter Zugang zu gesundheitlicher Versorgung beeinträchtigen das Leben der Menschen. Perspektivlosigkeit lässt die Menschen leichter zu vermeintlichen Problemlösern wie Alkohol oder anderen Drogen greifen.

Für den Umbau des dormizil 1 und die Führung des dormizil 2 sind Spenden an den Verein „housing first bozen EO“ herzlich willkommen. Jede kleine Spende unterstützt den Verein, Menschen von der Straße zu holen. Unter den Kennwörtern „Umbau“ oder „Winter“ können Spenden auf das Konto bei der Raiffeisenkasse Bozen eingezahlt werden. IBAN: IT 22 I 08081 11601 000301004930. Bezahlungen per Paypal und Kreditkarte sind über die Webseite www.dormizil.org möglich. Telefonische Auskunft erhalten Interessierte unter T. +39 335 747 0861 und per Mail an support@dormizil.org.

Von: Ivd

Bezirk: Bozen

Kommentare

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29 Kommentare auf "Immer mehr Südtiroler von Obdachlosigkeit betroffen"


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Homelander
Homelander
Universalgelehrter
12 Tage 17 h

Hmmm warum wohl… 🤔3x könnt ihr raten… hat alles die Politik zu verantworten…

@
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Universalgelehrter
12 Tage 15 h

Es ist zu einfach, für alle Probleme der Politik die Schuld zu geben. Die Gründe, warum Menschen obdachlos werden, sind vielfältig. Die Politik, unabhängig welche Parteien regieren, kann zwar einiges zurechtrücken,aber nicht alle Probleme lösen.Und wenn die öffentliche Hand die Hilfsbedürftigen unterstützt, dann sind es genau solche Schreier wie du, die von Verschwendung “unserer” Steuergeldern schimpfen.

N. G.
N. G.
Kinig
12 Tage 12 h

Oberflächlichr kann man kaum argumentieren. Kein Land weltweit, egal wer regiert, hat es geschafft Obdachlosigkeit wirklich gut zu bekämpfen. Dein:” Die Politik hat an allem Schuld” ist das immer wieder kehrende Gejammer von den immer gleichen Leuten die es wahrscheinlich selbst nicht drauf haben sich ein vernünftiges Leben zu organisieren!

https://www.focus.de/perspektiven/focus-online-serie-leben-auf-der-strasse-muss-in-deutschland-wirklich-niemand-auf-strasse-leben-6-fakten-zu-obdachlosigkeit_id_11659298.html

Zudem, es gibt Einige die obdachlos bleiben wollen!

binta
binta
Grünschnabel
12 Tage 11 h

@@ genau aso isches!

Sag mal
Sag mal
Kinig
12 Tage 10 h

@N. G. hierzulande wird so ungerecht agiert dass Es tatsächlich an der Politik liegt.

elvira
elvira
Universalgelehrter
12 Tage 9 h

@@ teilweise gib i dar recht…es sein ober mittlerweile a hoacher prozentsatz obdachlos obwohl sie a orbeit hobn und sem konn die politik eppes tian zb endlich die wobiwohnungen instondholten und freigebn, gesetze mochn dass nit olleweil mehr ausländische investoren bei ins wohnungen kafn und de 2 munet in johr lai besetzen zb gröden, mindesteinkommen einführen damits endlich verboten wert lai 5 euro die stund zu zohln, billigere stromtarife usw usw

elvira
elvira
Universalgelehrter
12 Tage 9 h

@N. G. hisch du mit obdachlose mol gred ob sie wirklich af dar stross lebn welln? hobn sie dir sel bestätigt? weil du kennsch die do scheins aus

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
12 Tage 9 h

@@ wos redschen… schau dir die ganzen Preiserhöhungen, Mieten ec ec… an!! Das können sich nur mehr die wenigsten leisten… dann schau dir die Gehälter an!!! Für 50 euro Brutto, streiten die Gewerkschaften 3 jahre… und andere bekommen dem Hals nie voll genug… die Schere von arm und reich word immer grösser!!! Alles hat die Politik zu verantworten!! Wir entscheiden hier gar nichts….

Faktenchecker
12 Tage 7 h

in Buazn kennat man komplett an Film drahn…und immer und immer wieder die gleichen Klientelen…

@
@
Universalgelehrter
12 Tage 5 h

@Homelander
Wir haben Gott sei Dank eine Marktwirtschaft und keine Planwirtschaft.Lohnverhandlungen sind nicht Sache der Politik. Regierungen können Rahmenbedingungen ,Anreize schaffen oder Regulierungen einführen, die sich auf Löhne auswirken können, nicht aber Löhne diktieren. Auch ist in den allermeisten Fällen nicht der geringe Lohn Schuld, dass Menschen unter der Brücke landen, zumeist führen kritische Lebensereignisse wie Trennung, Arbeitslosigkeit, Tod des Partners , Flucht, Sucht oder Krankheit zur Obdachlosigkeit.

N. G.
N. G.
Kinig
11 Tage 22 h

@elvira Dazu kannst du unzählige Berichte in TV oder anderen Medien sehen. Ein kleiner Prozentsatz will so leben! Nur weil du es noch nie gehört hast und dir nicht vorstellen kannst solls unmöglich sein? Informier dich einfach!

rubisco77
rubisco77
Neuling
11 Tage 21 h
Na klar, schuld ist die Politik…aber die Politiker haben wir gewählt, also bist du indirekt auch dafür verantwortlich! Und wenn du mit Aussagen kommst, ich hab diese Politiker nicht gewäghlt, dann bemüghe dich einfach, deine Mitbürger davon zu überzeugen, dass deine politische Wahl die bessere ist/wäre.. Nebenbei kann die lokale Politik wahrscheinlich eher wenig zu den Preisanstiegen die global stattfinden und zu Verteuerungen in allen Bereichen führen, tun. Das teure Pflaster in Südtirol haben wir nicht nur der Politik zuzuschreiben, sondern wohl eher der Gier mancher Big-players hierzulande…da denke ich an Mr. Tos. in Bozen..stehen ganze neue Kondominien seit über… Weiterlesen »
Sag mal
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Kinig
12 Tage 17 h

Es gibt so viel Wohlstand,sollen Die spenden Die den Hals nicht vollkriegen,immer mehr wollen.Auch Skandallös dass die zuständigen Politiker weg-schauen und hören.

elvira
elvira
Universalgelehrter
12 Tage 9 h

immer leicht mit dem finger auf andere zeigen. wenn jeder zweite südtiroler 2 euro spenden würde, wäre enorm viel geholfen also anstott olm die verontwortung in indere ogebn, selber eppes tian

Sag mal
Sag mal
Kinig
11 Tage 23 h

@elvira das ist ein Fass ohne Boden.Spende ruhig und halt damit den Zustand am laufen!!

N. G.
N. G.
Kinig
11 Tage 22 h

@elvira Was machst du dann mit ca. 1,2 Millionen Euro? Nichts was von Dauer wäre!

Sag mal
Sag mal
Kinig
12 Tage 17 h

Und wieder Andere bleiben in einer kaum erträglichen Situation weil Sie nicht mehr die Kraft haben etwas zu ändern

Der Wahrhaftige
Der Wahrhaftige
Tratscher
12 Tage 17 h

Es sollten mal die Gehälter angepasst werden. Mit den derzeitigen Gehälter schafft man es fast nicht mehr eine Mietwohnung zu zahlen und zu leben. Aber die SVP Politikern interessiert das nicht mit ihren Gehältern!!!

laxmi
laxmi
Grünschnabel
12 Tage 16 h

wem wunderts bei dei wuchermieten

Kuan Wunder
Kuan Wunder
Neuling
12 Tage 14 h

Wenn eine Wohnung statt vor 10 Jahren 200.000€ jetzt 300.000€ kostet, dann wundert es mich nicht, dass auch die Mieten gestiegen sind.
Ursache sind nicht die Wuchermieten, sondern die hohen Wohnungspreise.

ebbi
ebbi
Kinig
12 Tage 15 h

So lobenswert die Initiative dieses Projekts auch ist. Nach wie vor sage ich, dass nachhaltige Obdachlosenarbeit SO NICHT funktioniert. Warum werden Obdachlosenunterkünfte im Frühjahr immer wieder geschlossen und die Menschen zurück auf die Straße geschickt? Niemand kann auf der Straße leben und gleichzeitig einer regulären Arbeit nachgehen. Der Schritt zur Wiedererlangung eines regulären Lebens ist aber Arbeit und die Möglichkeit, seinen Lebensunterhalt selbst zu verdienen, dann kann man sich eine Wohnmöglichkeit suchen und braucht keine Obdachlosenunterkünfte mehr. So funktioniert Integration, nicht die Menschen wieder auf die Straße zu werfen.

Staenkerer
12 Tage 10 h

du nimmsch mir de worte ausn mund! warum wern de unterkünfte jetz zuagemocht und bleibn nit für de, de welln nit es gonze johr über offn?
wenn lond, gemeinde, freiwillige zommhelfn muaß des decht möglich sein und sell nit lei in bozn!

elvira
elvira
Universalgelehrter
12 Tage 9 h

bravo!!

ebbi
ebbi
Kinig
12 Tage 5 h

@Staenkerer sie bleiben nicht offen, weil es 1. zuviel kostet und 2. man in der Obdachlosenarbeit nach dem Motto fährt: “nicht zu viel Angebot schaffen, damit man keine Nachfrage produziert”. Also man möchte nicht noch mehr obdachlose Menschen aus anderen Regionen anziehen. Nichtsdestotrotz bin ich der Meinung, dass obdachlose Menschen, die es schaffen, eine Arbeit zu bekommen, auch eine Wohnmöglichkeit haben sollten, ansonsten verlieren sie auch den Job wieder.

N. G.
N. G.
Kinig
11 Tage 22 h

@Staenkerer Folgendes Problem, viele dieser Obdachlosen sind in diese Situation unschuldig oder teils schuldig hinein geraten aber es gibt auch welche die nicht arbeiten wollen. Sich lieber schnorrend oder wie auch immer durchs Leben schlagen wollen. Was meinst du wie schnell Herr Südtiroler dann sagt :” Das geht gar nicht das die auf unsere Kosten leben”!?

Kuan Wunder
Kuan Wunder
Neuling
12 Tage 14 h

41 Obdachlose auf 15 Nationen verteilt? Da scheint mir die Obdachlosigkeit wirklich kein Problem zu sein, welches den Südtiroler betrifft.
Nicht, dass es nicht schlimm wäre, aber der Titel suggeriert, dass es sich um Südtiroler handelt und das scheint eher die Ausnahme zu sein.

N. G.
N. G.
Kinig
11 Tage 22 h

Richtig, aber die meisten hier behaupten es läge an unseren Mieten. Warum auch immer. GRINS

Mimispatz
Mimispatz
Tratscher
12 Tage 1 h

https://www.dormizil.org/
Ein grosses “vergelts Gott” den Freiwilligen Gönnern und Spendern die selbstlos diesen “Dienst am Nächsten” unbürokratisch möglich machen

ebbi
ebbi
Kinig
11 Tage 23 h

Wer sich ein bisschen in der Obdachlosenarbeit auskennt, der weiss, dass es nur sehr wenige Südtiroler gibt, die obdachlos sind. Die Südtiroler haben meistens irgend ein soziales Netz, dass sie auffängt. Obdachlose sind vorwiegend Personen aus osteuropäischen Staaten (vielfach Rumänen, Bulgarien) sowie aus nicht-EU-Staaten (hauptsächlich Afrika).

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