46 Personen in U-Haft - 22 Millionen Euro beschlagnahmt

Internationaler Drogenhandel: Ermittler zerschlagen vier Banden in der Region

Mittwoch, 11. Oktober 2023 | 10:02 Uhr

Bozen/Trient – Der Finanzpolizei von Trient ist in Zusammenarbeit mit der Quästur von Bozen ein Schlag gegen den internationalen Drogenhandel geglückt. Die Ermittlungen, die seit 2021 laufen, kulminierten am heutigen Mittwochmorgen in einem konzertierten Höhepunkt: Für 46 Personen wurden präventive Übrwachungsmaßnahmen angeordnet, 35 davon wanderten in U-Haft hinter Gitter. Außerdem wurden Güter und Vermögen im Wert von 22 Millionen Euro beschlagnahmt.

Unterstützung erfuhren die Ermittler vom Zentralen Dienst für Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen S.C.I.C.O sowie von der Hundestaffel und der Bozner Hubschrauber-Einheit der Finanzpolizei. Der Vollstreckungsbefehl wurde vom Trientner Untersuchungsrichter auf Antrag der Staatsanwaltschaft abgesegnet. Die Verdächtigen wurden im Trentino, in Südtirol sowie in den Provinzen Mailand, Padua und Brescia in Gewahrsam genommen. Rund 150 Beamte standen im Einsatz.

34 der 46 Verdächtigen stammen aus dem Ausland, darunter aus Albanien, Tunesien, dem Irak, aus England und aus Frankreich. Ihnen wird vorgeworfen, Teil von vier verschiedenen kriminellen Organisationen zu sein, die untereinander wiederum verstrickt waren. Zwei der Banden sollen auf internationalem Feld agiert haben. Konkret ging es um den Handel mit Kokain, Haschisch, Marihuana und Crack. Die Drogen wurden aus Albanien und Belgien importiert, um sie dann im Trentino-Südtirol zu verkaufen.

Die Untersuchung kam ins Rollen, als im April 2021 ein Albaner mit 100 Gramm Kokain auf frischer Tat ertappt und verhaftet wurde. Die Ermittler stießen in der Folge auf eine sechsköpfige Gruppe aus Albanern, die im Ausland lebten und mittels Kurieren in Autos die Drogen über den Balkan ins Trentino schickten. Durch weitere Erhebungen wurde die Anwesenheit dreier weiterer krimineller Banden in Südtirol und im Trentino festgestellt, die jeweils miteinander verbunden waren.

Die zweite kriminelle Vereinigung, die aus 16 Personen vorwiegend aus Albanien bestand, bezog das Rauschgift von Lieferanten aus Nordeuropa, vor allem aus Belgien. Die Drogen wurden in diesem Fall über den Brenner geschmuggelt.

Zwei Autos, die jeweils mit doppelten Böden im Inneren ausgestattet kamen waren, kamen pro Fahrt zum Einsatz. Um weniger Verdacht zu erregen, wurden die Drogen auf einer Raststätte der A22 in den zweiten Wagen verladen. Der Fahrer des zweiten Pkw kümmerte sich in der Regel auch um den Weiterverkauf der Ware in Rovereto, Mori und Trient.

Die beiden anderen Banden, die aus Albanern und Tunesiern bestanden, deckten sich bei ersteren mit Stoff ein. Während eine Organisation unter anderem auch mit Crack im unteren Valsugana-Tal und in Trient dealte, war die zweite vorwiegend in Südtirol aktiv. Durch abgehörte Gespräche stellte sich heraus, dass die Spitzen der jeweiligen Banden in der Regel eng miteinander verwandt waren. In mehreren Wohnungen wurden Präzisionswaagen und Verpackungsmaterial sichergestellt. Die Banden nutzten auch private Garagen und öffentliche Lokale – unter anderem eine Bar in Rovereto und eine Bar mit Tabaktrafik in Trient und einen Bozner Betrieb, wo auch Gerichte angeboten wurden –, um ihre kriminellen Aktivitäten voranzutreiben.

Dort wurde das Rauschgift verschnitten, verpackt und versteckt. Auch der Handel fand an diesen Orten statt und das eingenommene Geld wurde dort aufbewahrt.

Im Laufe der Ermittlungen konnten 15 Personen auf frischer Tat ertappt werden, Nicht zueltzt mit Hilfe von Spürhunden wurden 23,7 Kilogramm Haschisch, 20 Kilogramm Marihuana, 20,7 Kilogramm Kokain sowie 220.000 Euro in bar sichergestellt und beschlagnahmt. Die Ermittler sind außerdem in Lage, 630 Fälle zu rekonstruieren, bei denen mit Drogen gehandelt wurde. Gerechnet wird mit insgesamt 41 Kilo Kokain, 84 Kilogramm Marihuana, 34,5 Kilogramm Haschisch, 6,2 Kilogramm Heroin und 115 Gramm Crack.

Ein Bandenmitglied in Trient allein soll im Schnitt mindestens 100 Drogendeals pro Monat auf den Straßen im Trentino abgewickelt haben. Wegen der hohen Verkaufsrate verfügten die Banden über einen beachtliche Menge an Bargeld, wie sich bei der Beschlagnahme herausstellte. Neben Bankkonten und 28 Immobilien wurden auch das Lokal in Bozen und die Bar in Trient beschlagnahmt.

Von: mk

Bezirk: Bozen