Ein Truck hält in Meran

Internet: Jugendliche sind sich der Gefahren oft nicht bewusst

Dienstag, 02. April 2019 | 20:03 Uhr

Meran – Am Donnerstag wird ein “Truck” der besonderen Art bei der sechsten Auflage der “Vita da social” in Meran auf Einladung der Gemeinde vor dem Kurhaus haltmachen, damit Vertreter der Post- und Kommunikationspolizei deutschen und italienischen Mittelschülern eine Reihe von Tipps für eine sichere und bewusste Nutzung des Internets geben. Im Vordergrund stehen Themen wie Privatsphäre, Cybermobbing, Online-Flirts und Sexting.

Seit Jahren betreibt die Post- und Kommunikationspolizei in Südtirol bereits Sensibilisierungskampagnen dieser Art. Allein im heurigen Schuljahr wird damit gerechnet, dass es zu über 150 Treffen kommt.

Die sechste Ausgabe von “Una vita da social” startete am 25. Januar in Matera, der europäischen Kulturhauptstadt. Die Wander-Kampagne wird von der Post- und Kommunikationspolizei in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium, der Universität, sowie der Kinder-und Jugendanwaltschaft im Rahmen der Sensibilisierungsinitiativen und Präventionsmaßnahmen des Netzwerks für Minderjährige organisiert.

Soziale Netzwerke sind heute ein Kommunikationsmittel, das aus dem Alltag von Jugendlichen nicht mehr wegzudenken ist. Mit der steigenden Anzahl von Jugendlichen, die im Internet unterwegs sind, konnte auch ein exponentielles Wachstum von Strafteten gegen Minderjährige im Netz festgestellt werden. Die Zahl hat sich über die Jahre hinweg verdoppelt: Von 104 Fällen im Jahr 2016 wurden 2017 schon 177 Fälle registriert, während 2018 bereits 208 Fälle behandelt wurden. Die Opfer sind alle zwischen 14 und 17 Jahre alt.

Noch heute glauben Jugendliche, das Internet sei eine Art Niemandsland, wo Nachrichten und Beiträge spielerisch ausgetauscht werden, ohne dass es Folgen gibt. Gleichzeitig hat sich die Selfie-Manie bei jungen Menschen voll durchgesetzt, wie eine Untersuchung der Universität “Sapienza” in Rom und der Katholischen Universität Mailand, die im Auftrag der Staatspolizei durchgeführt wurde zeigt. Bei der Untersuchung waren 6.671 Jugendliche zwischen elf und 25 Jahren befragt worden.

Das Web wird im wahrsten Sinne des Wortes mit Selfies überflutet. Die Bilder verraten viel über die Jugendlichen selbst, über ihre Identität und möglicherweise über die Orte, wo sie sich aufhielten. Damit sind auch Risiken verbunden.

Eine weitere Gefahr in Zusammenhang mit Selfies ist die Lust mancher Jugendlicher, sich absichtlich in eine riskante Situation zu begeben, um sich dann selbst zu fotografieren oder zu filmen. 35 Prozent gaben an, unter potenziell gefährlichen Bedingungen versucht zu haben, eine Selbstaufnahme zu machen – hauptsächlich beim Roller- oder Autofahren. Wie aus den Daten über tödliche Unfälle hervorgeht, sind es vor allem Männer im Alter von 20 Jahren, die solche Mutproben wagen.

63 Prozent der Jugendlichen veröffentlichen in jedem sozialen Netzwerk mindestens ein Selfie pro Woche, während dies in 14 Prozent der Fälle einmal täglich und in 13 Prozent der Fälle mehrmals täglich geschieht. Alles in allem postet einer von vier Jugendlichen mindestens einmal pro Tag und neun von zehn mindestens einmal pro Woche einen Beitrag in ein einem sozialen Netzwerk.

Das Bild, das man von sich zeigt, soll natürlich perfekt sein: Die Hälfte der Befragten gab an, mindestens vier Fotos vor der Veröffentlichung zu machen, um dann eines auszuwählen. Wenn ein gepostetes Bild nicht genug “Likes” erhält, sind 31 Prozent dazu geneigt, es zu löschen. Immerhin 38 Prozent würden dies nicht tun. Besonders Jüngere mit schwachen schulischen Leistungen neigen dazu, Fotos wieder zu löschen.

Was wie ein Kinderspiel klingt, ist fast die Arbeit einer Werbeagentur: Durchschnittlich verbringen 52 Prozent der Jugendlichen zehn Minuten damit, ein Selfie zu bearbeiten und zu beschreiben, bevor es veröffentlicht wird. Dabei handelt es sich überwiegend um Frauen und um Jugendliche unter 17 Jahre. 36 Prozent verwenden häufig Filter für ihre Selbstaufnahmen.

Familien spielen eine Schlüsselrolle bei der Kindererziehung – das wirkt sich auch im digitalen Bereich aus. Bei Jugendlichen aus Familien mit bescheideneren Bildungsabschlüssen gibt es etwa eher eine Neigung zu gefährlichen Selfies (das sogenannte “Daredevil-Selfie”), während Jugendliche, die sich darauf beschränken, nicht mehr als ein Selfie pro Woche in den sozialen Medien zu veröffentlichen, eher Eltern mit einem hohem Bildungsgrad haben.

Durch das Projekt “Una vita da social” konnten die Mitarbeiter der Post- und Kommunikationspolizei mit rund 1,7 Millionen Studenten in Kontakt treten – genauso wie mit 180.000 Eltern und 100.000 Lehrern auf insgesamt 15.000 Schulen, in 250 Städten in Italien. Dazu gibt es jeweils zwei Twitter- und Facebook-Seiten mit 126.000 Likes und zwölf Millionen monatlichen Nutzern zu Online-Sicherheitsthemen.

Der mit einem Multimedia-Unterrichtsraum eingerichtete Lkw, den man in Meran besichtigen kann, wird seine Tour in Rom abschließen und die wichtigsten italienischen Städte anfahren. Dort werden die Beamten der Postpolizei Schüler, Eltern und Lehrer treffen, um über Sicherheit im Internet zu sprechen – in einer einfachen, für alle Altersgruppen geeigneten Sprache. Darüber hinaus können die Schüler dieses Jahr über das Logbuch “https://www.facebook.com/unavitadasocial” ihre Botschaft gegen Cybermobbing verkünden.

Das Ziel, das sich die Staatspolizei im laufenden Jahr gesetzt hat, bestehe darin, mit den Schülern weiter zu reden, bekräftigt der Leiter der Post und -Kommunikationspolizei für Trentino-Südtirol, Vice Questore Sergio Russo. Es gehe darum, die Bedürfnisse der Jugendlichen zu verstehen, sowie ihre Ängste und ihre Schwierigkeiten. „Kommunikation und Dialog ermöglichen es uns, Empathie zu entwickeln, um die Kultur der Legalität im Internet zu verbreiten. Auch die Treffen mit Eltern und Lehrern seien äußerst nützlich, um die Zusammenarbeit zu festigen, um jene Werte und Ideale zu teilen, die an die neuen Generationen weitergegeben werden sollen, so der Leiter.

All dies sei unverzichtbar, um rassistische, diskriminierende und aggressive Verhaltensweisen in sozialen Plattformen oder in Chat-Gruppen zu beseitigen. „Um das Internet zu einem sichereren Ort zu machen, glauben wir jedoch, dass sich eine Sicherheitskultur im Netz weiter ausbreiten muss, und in diesem Zusammenhang passt die Initiative “Una vita da social” zu einer korrekten und bewussten Nutzung des Webs“, erklärt der Leiter.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt