Ben Abdelkader Fezzani fesgenommen

IS-Attentat in Tunesien: Drahtzieher lebte in Bozen

Montag, 14. November 2016 | 19:25 Uhr

Bozen – Beim Anschlag in Tunis am 18. März 2015 überfielen Terroristen das Nationalmuseum von Bardo in der tunesischen Hauptstadt Tunis. Insgesamt 24 Menschen, darunter 20 Touristen, wurden bei dem Anschlag getötet. Zwei Attentäter wurden erschossen. Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu dem Verbrechen.

Im Sudan hat der italienische Geheimdienst nun Ben Abdelkader Fezzani, besser bekannt unter den Namen Abu Nassim, festgenommen. Der Mann ist nicht nur ein IS-Offzier und der mutmaßliche Drahtzieher des Attentats. In der Vergangenheit hat er auch in Bozen gelebt.

Gegen 1230 Uhr hatten zwei Männer auf dem Vorplatz des Museums in Tunis das Feuer auf Touristen, die gerade aus Reisebussen stiegen, eröffnet. Die für den Bereich zuständigen Wachposten befanden sich zu diesem Zeitpunkt in Kaffeepause. Als die Besucher in Richtung des Museums liefen, um zu entkommen, verfolgten die Bewaffneten sie in das Innere des Gebäudes. Es kam zur Geiselnahme, die vier Stunden lang andauerte. Auch ein Video des Anschlags wurde veröffentlicht.

 

 

Die Nachricht von Fezzanis Festnahme war bereits im August verbreitet worden. Wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, handelte es sich allerdings um eine Verwechslung.

Von 1988 bis 1997 hielt sich Fezzani in Italien auf – unter anderem in Mailand, Neapel, im Aostatal und eben in Bozen. Ursprünglich wollte er seinem Bruder nachfolgen. In Südtirol wurde er sogar wegen kleinerer Drogendelikte von den Ordnungshütern aufgehalten. Zu seiner Radikalisierung soll es allerdings erst später gekommen sein.

In Italien soll er jedoch erste Kontakte zu Salafisten geknüpft haben. Nachdem er das Land verließ, kehrte er von 1997 bis 2001 zurück und soll von Mailand aus bei einer Gruppe von Hasspredigern Mitglieder für Kämpfe in Kriegsgebieten rekrutiert haben. Schließlich landete auch er selbst bei Al Nousra, einem verlängerten Arm der Taliban, und kämpfte in Syrien.

Den USA gelang es, Ben Abdelkader Fezzani zu verhaften und in ein Gefängnis in Afghanistan zu stecken. Sieben Jahre war er inhaftiert, anschließend warf er den USA Folter vor.

Aufgrund eines Abkommens zwischen Silvio Berlusconi und Barack Obama landete er wieder in Mailand. Das italienische Schwurgericht sprach den Mann allerdings im Jahr 2012 frei. Dass Fezzani gleich darauf im Berufungsverfahren verurteilt wurde, änderte wenig, da er nach Tunesien abgeschoben worden war.

Als er zum Mailänder Flughafen eskortiert worden war, hatte er sich bei einer Fahrtgeschwindigkeit von 90 Stundenkilometern aus dem fahrenden Wagen geworfen. Den Polizeikräften rief er zu, dass sie noch von ihm hören würden. Im März 2015 hat er dann seine Drohung wahrgemacht.

Von: mk

Bezirk: Bozen