Ähnliches Bild an vielen Wochenenden

Jugendliches Besäufnis im Zug

Montag, 03. Februar 2020 | 12:09 Uhr

Bozen/Franzensfeste – Alkoholexzesse unter Südtirols Jugendlichen sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Dass es trotz Aufklärung und Sensibilisierungsarbeit offenbar noch viel zu tun gibt, zeigt eine Recherche der Tageszeitung Alto Adige.

Vor allem am Wochenende nutzen Jugendliche und junge Erwachsene am Abend den Zug, um zu angesagten Lokalen oder Diskotheken zu gelangen. Klingt vernünftig, zumal sich so niemand betrunken hinters Steuer setzen muss.

Doch was sich an diesem Samstag auf der Strecke zwischen Bozen und Franzensfeste abgespielt hat, erinnert weniger an heiteres Feiern, sondern an ein systematisches Zuschütten mit Alkohol.

Gegen 22.30 tauchten kurz vor der Abfahrt rund 30 Jugendliche auf, die in den Zug einstiegen – darunter auch viele Minderjährige. Kurz darauf packen viele Flaschen mit Wein, Wodka oder mit selbstgepanschten Cocktails aus. Plastikbecher und Bierdosen werden herumgereicht, als ob alle an einer großen Tafel sitzen würden.

Der feuchtfröhliche Abend wird immer ausgelassener, die Stimmen immer lauter. Das Zugpersonal fordert die Jugendlichen auf, den Konsum von Alkohol zu unterlassen und die Flaschen, die ganz offen auf den kleinen Tischen stehen, wieder einzupacken. Doch dabei handelt es sich um ein schwieriges Unterfangen.

Bereits bei der nächsten Haltestelle in Waidbruck stößt wieder eine Gruppe von Jugendlichen dazu, wobei die meisten bereits ebenfalls angeheitert sind. Auch sie sind mit verschiedensten alkoholischen Getränken ausgestattet.

Ein Fahrkartenkontrolleur, der anonym bleiben will, versichert laut Alto Adige, dass sich solche Szenen praktisch jedes Wochenende wiederholen. Jugendliche sind es offenbar gewohnt, sich regelmäßig zu betrinken. Bereits am frühen Abend sind viele schon ordentlich „abgefüllt“.

Besorgniserregend sei dabei die offensichtliche Normalität dieser Verhaltensweisen. Das Zugpersonal steht dem Phänomen relativ hilflos gegenüber. Ein Eingreifen ist nur dann möglich, wenn jemand andere Fahrgäste belästigt oder durch sein Verhalten die Sicherheit in irgendeiner Weise gefährdet.

In Klausen wollten zwei minderjährige Mädchen mitfahren, die eine Bierflasche in der Hand hielten. Der Schaffner forderte sie auf, den Zug ohne Alkohol zu betreten. Nachdem sie den letzten Schluck des Biers ausgetrunken hatten und die Glasflasche auf dem Bahnsteig einfach stehen ließen, stiegen sie ein.

In Brixen verlassen die meisten Jugendlichen den Zug. Doch in den Waggons bleiben Müll und Abfälle zurück – ein trauriges Bild.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Eisacktal