Von: mk
Bozen – Aktive und passive Sterbehilfe sind in Italien nach wie vor verboten. In einem Videotestament kurz vor ihrem Tod am 5. Jänner 2018 hat die italienische High Society-Lady Marina Ripa di Meana einen anderen Weg aufgezeigt, und zwar jenen der palliativen Sedierung. Auch in Südtirol gibt es Patienten im Endstadion, die diese Option wünschen. Dies erklärt Massimo Bernardo, der Verantwortliche für Palliativbehandlung am Bozner Krankenhaus.
Spätestens seit dem Fall von Eluana Jolanda Giulia Englaro hat sich in Italien zum Thema Sterbehilfe eine öffentliche Debatte entflammt. Während aktive und passive Sterbehilfe in Italien allerdings verboten bleiben, ist die palliative Sedierung erlaubt.
Wenn Patienten am Ende ihres Lebens nur noch von Schmerzen geplagt sind, würden sich einige dafür entscheiden, bis zur Ankunft des Todes in einen Schlafzustand versetzt zu werden. Während bei der Sterbehilfe lebenserhaltende Maßnahmen eingestellt werden oder dem Patienten auf eigenem Wunsch mittels eines Medikaments das Leben genommen wird, handelt es sich bei der palliativen Sedierung um eine therapeutische Maßnahme, um einen erkrankten Menschen von seinem Leiden zu befreien.
Das Videotestament von Marina Ripa di Meana wurde kurz nach ihrem Tod im Internet und im Fernsehen verbreitet. Nach Weihnachten habe sich ihr Gesundheitszustand drastisch verschlechtert. Das Atmen, das Sprechen, das Aufstehen, das Essen – alles falle ihr schwer. Der Tumor habe mittlerweile von ihrem Körper Besitz ergriffen. Trotzdem sei sie klar bei Verstand, erklärte sie in der Botschaft.
Dass nicht nur über den klinischen Zustand, sondern auch über die geistige Verfassung eines Patienten eindeutige Klarheit herrscht, ist aus ethischer und psychologischer Sicht sowie für die Betreuung entscheidend. Bereits im Jahr 2015 hat die italienische Gesellschaft für Palliativbehandlung zum Thema Stellung genommen, um die Bedeutung der palliativen Sedierung zu klären und darüber zu informieren.
Einfach ausgedrückt, wird der Patient mit Medikamenten sediert, sodass er die Schmerzen nicht mehr spürt. Der Bereich ist streng geregelt, klinische Vorgaben und ethische Prinzipien müssen genau eingehalten werden. Wichtig ist dabei das Gespräch mit den Patienten und den Familienangehörigen. Ein Spezialist muss die Symptome, die ein Patient als unerträglich einschätzt, präzise abwägen.
Nicht immer ist es nötig, diese Methode auch anzuwenden. Trotzdem ist es für manche Patienten beruhigend zu wissen, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt, und sie nimmt ihnen die Angst vor einem qualvollen Tod voller Schmerzen.
Marina Ripa di Meana starb im Alter von 77 Jahren. Sie wuchs in einer bürgerlichen Familie in Rom auf und gehörte mit Beginn ihrer Arbeit als Modedesignerin an der Piazza di Spagna zu den bekannten Personen des römischen mondänen Lebens ab den 1960-er Jahren. 1964 heiratete sie den adeligen Alessandro Lante della Rovere, mit dem sie eine Tochter bekam, die spätere Schauspielerin Lucrezia. Nach einem vielbeachteten Leben in Künstlerkreisen und einer außerehelichen Affäre mit dem Maler Franco Angeli ließ sie sich scheiden. Anschließend wurden einige Liebschaften öffentlich, bis sie 1982 Carlo Ripa di Meana ehelichte. Zu den Trauzeugen gehörten Alberto Moravia und Bettino Craxi.
Ende der 1970-er Jahre hatte Ripa di Meana mit kleineren Fernsehauftritten begonnen; verschiedene Tätigkeiten für Filme und Bildschirm folgten – als Darstellerin, als Drehbuchautorin für die Verfilmung ihrer Autobiografie „I miei primi 40 anni“ und als Regisseurin des Thrillers Cattive ragazze 1992, in dem Eva Grimaldi die Hauptrolle übernahm.
Nach ihrer Autobiografie veröffentlichte Ripa di Meana bis 2010 elf weitere Bücher.