Schon jetzt sechs Prozent der Fischarten im Mittelmeer gebietsfremd

Klimawandel bedroht Fischbestände im Mittelmeer

Montag, 28. Juli 2025 | 05:01 Uhr

Von: apa

Die Fischbestände im Mittelmeer stehen durch den Klimawandel unter wachsendem Druck. Wegen der Anzahl an extrem heißen Tagen steigt die Wassertemperatur seit 1940 kontinuierlich – mit schwerwiegenden Folgen für die Meeresfauna und die Fischerei. Viele Fischarten leiden zunehmend unter den immer häufigeren und intensiveren Hitzewellen, was nicht nur die Ökosysteme belastet, sondern auch wirtschaftliche Schäden verursacht.

Der Hitzestress senkt die Fortpflanzungsfähigkeit der Fische um rund 30 Prozent, was je nach Region zu einem Rückgang der Fangmengen von bis zu 40 Prozent führt, geht aus Angaben von “Confcooperative Fedagripesca”, dem Verband der Fischerei- und Agrargenossenschaften, hervor.

Besonders betroffen sind Arten wie Schwertfisch, Roter Thun, Goldmakrele, Sardine und Bernsteinmakrele – allesamt Fische, die sich nahe der Wasseroberfläche oder in mittleren Tiefen aufhalten und damit besonders anfällig für Temperaturschwankungen sind. Denn gerade die obersten Wasserschichten reagieren zuerst und am stärksten auf klimatische Veränderungen.

Auch Meeresfauna mit Anpassung an Klimawandel konfrontiert

Laut den neuesten Schätzungen zeigen diese Entwicklungen deutlich, wie sehr auch die Meeresfauna mit der Anpassung an den Klimawandel zu kämpfen hat. Zwischen 1940 und heute ist die Zahl der jährlichen Hitzetage im Meer (länger anhaltende Perioden ungewöhnlich hoher Wassertemperaturen) von 15 auf fast 50 gestiegen.

Laut dem aktuellen Bericht zum Zustand der Ozeane von Copernicus 3 werden Meeres-Hitzewellen bis zum Jahr 2100 rund 50 Mal häufiger und zehn Mal intensiver auftreten als heute. “Wir müssen uns dem Klimawandel nicht nur an Land, sondern auch im Meer stellen”, betonte Paolo Tiozzo, Vizepräsident von Confcooperative Fedagripesca. “Schon jetzt sind fast sechs Prozent der Fischarten im Mittelmeer gebietsfremd – insgesamt etwa 1.200 Arten -, die vom überdurchschnittlich schnellen Temperaturanstieg im Mittelmeerraum begünstigt werden.” Zum Vergleich: Die Erwärmung des Mittelmeers liegt etwa dreimal über dem globalen Durchschnitt.

Zu diesen invasiven Arten zählen unter anderem der Feuerfisch (Lionfish) und der Skorpionfisch, die sich durch steigende Wassertemperaturen immer weiter ausbreiten. Die Verbreitung dieser Arten und die gleichzeitige Rückbildung traditioneller Lebensräume führen laut Fedagripesca zu einem ökologischen Ungleichgewicht im Meer.

Veränderte Lebensräume

Mit dem Anstieg der Meerestemperaturen verändern sich ganze Lebensräume: Fischarten wie Sardinen und Sardellen wandern Richtung Norden auf der Suche nach kühleren Gewässern, während sich pflanzenfressende Arten durch die verstärkte Algenbildung vermehren. Die Zahl von fleischfressenden Fischen wie Haie, Zackenbarsche oder Zahnbrassen geht hingegen zurück – einerseits wegen des thermischen Stresses, andererseits aufgrund fehlender Beutetiere.

Der Fischerverband warnt, dass ohne gezielte Gegenmaßnahmen ganze marine Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten könnten. Entscheidend sei eine verstärkte wissenschaftliche Forschung, um die Veränderungen zu begreifen – und ihnen mit geeigneten Maßnahmen zu begegnen.

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