Südtirols wiedergewonnene Impfbereitschaft – ein Kommentar

Kommt endlich die Trendwende?

Donnerstag, 18. November 2021 | 08:04 Uhr

Bozen – Die letzten italienischen Impfzahlen offenbaren eine nicht mehr geglaubte Überraschung. Die Südtiroler, die seit Monaten bei ihren Nachbarn ganz zu Recht als Impfmuffel gelten, scheinen sich nicht mehr länger mit ihrer Rolle als Impfschlusslicht abfinden zu wollen. Seit Donnerstag führt Südtirol oft die italienische Rangliste der verimpften Erstdosen an. Auch bei den Auffrischimpfungen ist das Landl seit einigen Tagen dauerhaft im Spitzenfeld der „tugendhaften“ Regionen zu finden.

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Über die Gründe für die wiederentdeckte Impflust kann nur spekuliert werden. Eine große Rolle dürfte spielen, dass auch beim Nachbarn, zu dem Südtirol die besten Beziehungen pflegt, Österreich, seit Anfang November für den Zutritt zum Arbeitsplatz ebenfalls der Grüne Pass erforderlich ist. Im Vaterland wird die für die Arbeit geltende 3G-Regel sogar mit dem Lockdown für die Ungeimpften verschärft. Die nicht unbegründete Angst, dass auch hierzulande weitere Verschärfungen und Einschränkungen für Ungeimpfte eingeführt werden könnten, dürfte den Impfzentren nicht wenige neue „Kunden“ bescheren.

Twitter/Lorenzo Ruffino

Zudem könnten viele Impfgegner genug vom „Teststress“ und von den Ausgaben für die Schnelltests haben. Die wenig erfreuliche Aussicht, sich noch monatelang alle zwei Tage testen zu lassen und schmerzhafte finanzielle Einbußen hinnehmen zu müssen, dürfte ebenfalls viele Skeptiker zur Impfung bewegt haben. Außerdem haben verständlicherweise gerade im Winter immer weniger Südtiroler Lust, als Impfgegner vom gemeinsamen Gasthausbesuch und allgemein vom sozialen Leben ausgeschlossen zu sein.

Twitter/Lorenzo Ruffino

Damit verbunden ist wahrscheinlich die bei nicht wenigen bisherigen Impfgegnern aufkommende Einsicht, dass jene Länder, die früh und sehr stark auf die Impfung gesetzt haben, darunter auch Italien, heute die bei Weitem beruhigenderen Coronazahlen aufweisen. Diese augenscheinliche Tatsache und die begründete Hoffnung, mit einer hohen Impfquote den eigenen Arbeitsplatz und fast sorgenfreie Weihnachtsfesttage sichern zu können, führt vermutlich ebenfalls zu einer höheren Impfbereitschaft.

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Allgemein dürfte sich bei vielen Zögernden und Ängstlichen, die der Impfung bisher eher ablehnend gegenübergestanden sind, die Erkenntnis durchgesetzt haben, dass die Impfung der wichtigste Baustein, der wahre „Gamechanger“, im Kampf gegen Corona ist. Welche persönlichen Gründe auch immer eine Rolle spielen mögen, so ist es doch erfreulich, dass Südtirol endlich den richtigen Weg einzuschlagen scheint.

Von: ka

Bezirk: Bozen