1998 wurde Bandmanager blutüberströmt gefunden

Kopfgeld: Kastelruther Spatzen jagen Mörder von Karlheinz Gross

Freitag, 24. März 2023 | 12:04 Uhr

Kastelruth – Am 6. März 1998 wurde der ehemalige Manager der “Kastelruther Spatzen”, Karlheinz Gross, auf brutale Weise getötet. Der Fall wurde bislang nie gelöst und schwebt wie ein dunkler Schatten über erfolgreiche Südtiroler Musikband. Auch die Behandlung des Mordfalls in der  Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ im Jahr 2018 führte zu keinem Ergebnis. Dennoch geben die Kastelruther Spatzen und vor allem Keyboarder und Liedtexter Albin Gross (67) – der Bruder des Opfers – nicht die Hoffnung auf, dass der oder die Täter noch gefasst werden. Wie die Bild berichtet, setzen die “Spatzen” weiterhin eine Belohnung von 25.000 Euro für Hinweise, die die zur Ergreifung des Täters führen, aus.

Zum Mordfall

Am 6. März 1998 wurde Gross, der damals erst 39 Jahre alt war, schwer verletzt in einem Industriegebiet bei Magdeburg aufgefunden. Die Kastelruther Spatzen spielten tags zuvor in der ausverkauften Stadthalle.

Unbekannte hatten seinen Schädel zertrümmert, außerdem war der vierfache Vater und Ehemann zuvor oder danach von einem schweren Fahrzeug überrollt worden. Er hatte gebrochene Rippen und schwere Rumpfquetschungen. Trotz einer Not-OP hat Karlheinz Gross den Angriff nicht überlebt. Der Fall blieb für die Polizei lange Zeit ein Rätsel. Unklar war vor allem das Motiv: Handelte es sich um einen misslungenen Raubüberfall oder war es nur ein Unfall? Oder ging es sogar um Rache?

Trotz der Gründung der Sonderkommission „Spatz“ blieb der Durchbruch in dem Fall aus. Die Spurensicherung fand sogar eine DNA-Spur, vier fremde Haare auf dem Mantel von Karlheinz Gross. Die DNA konnte bislang keiner Person zugeordnet werden. Durch die Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ im Jahr 2018 kam ebenfalls keine Bewegung in die Sache. Vor fünf Jahren wurde der ungelöste Kriminalfall als sogenannter „Cold Case“ zu den Akten gelegt.

Familie will Schlussstrich ziehen

Albin Gross, der Keyboarder bei den Spatzen und Bruder des Opfers ist, will einen Schlussstrich ziehen. „Wir wollen nicht aufgeben. Die Familie und die Kastelruther Spatzen haben daher weiterhin eine Belohnung ausgesetzt. Gegenüber Bild sagt er: „Wir, die Familie und die Band, wollen, dass Karlheinz’ Tod aufgeklärt wird. Wir geben die Hoffnung nicht auf. Der Staatsanwalt sagte uns, wenn keine neuen Indizien auftauchen, sieht er keinen Grund, den Fall neu aufzurollen. Ich bin sicher: Irgendwann hat der Mörder, oder ein Zeuge, vielleicht ein schlechtes Gewissen und geht zur Polizei.“

Viele Fragen gebe es noch zu klären. „Als Familie können wir erst dann mit dem brutalen Tod von Karlheinz abschließen, wenn wir erfahren, warum und wie das passierte. Der Hass und die Rachegefühle sind inzwischen etwas verklungen. Aber das große Anliegen der Familie und der Band bleibt: Wir wollen wissen, warum und wie es passiert ist.“

War es eine Tat im Affekt?

Laut Erkenntnissen der Polizei dürften Fundort und Tatort nicht übereinstimmen. Karlheinz Grass hatte damals einen Termin in einer Werkstatt, da Probleme mit dem Tourbus gab. Sein Bruder hält es für denkbar, „dass es eine Tat im Affekt war. Karlheinz konnte aufbrausend sein, womöglich kam es zum Eklat. Das hält auch die Polizei für möglich. Man muss vorsichtig sein mit Verdächtigungen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass es so war.“

Albin Gross denkt täglich an seinen Bruder

Wie Albin Gross weiter verrät, denkt er täglich an seinen Bruder. „Der Karlheinz fehlt uns allen. Die Familie stand für ihn an oberster Stelle.“ Unmittelbar nach dem tragischen Ereignis hatte Albin Gross Angstzustände und ein schlechtes Gewissen. Er habe nämlich Karlheinz zu den Spatzen geholt. “Wäre er Busfahrer geblieben, würde er vielleicht noch leben. Ich stellte alles infrage. Wenn ein Mord der Preis ist für beruflichen Erfolg, was ist dieser dann noch wert?“

Gemeinsames Gedenken

Jährlich am 6. März versammeln sich Familie und Freunde am Grab von Karlheinz Gross. „Wir sind alle sehr katholisch“, erklärt Albin Gross weiter. „Dieses Jahr, weil es 25 Jahre sind, hielt unser Pfarrer eine Heilige Messe. Anschließend trafen wir uns im Gasthaus, verbrachten den Tag mit Erinnerungen an Karlheinz.“

Fall trübt die Freude

Der ungeklärte Fall schwebt über die Spatzen und nahm ihnen ein Stück weit Freude und Leichtigkeit, wie sie selbst erklären. Dennoch machen sie weiter und wollen sich nicht unterkriegen lassen. Ab dem 28. März gehen die Volksmusiker aus der idyllischen Gemeinde am Fuß des Schlerns und der Seiser Alm wieder auf Tournee. Mit ihren Liedern über Liebe, Familie, Heimat und Berge verzücken sie ihre Fans seit 40 Jahren und haben 16 Millionen Alben verkauft.

Von: luk

Bezirk: Salten/Schlern