Kommentar

Krasse Ratschläge für unsicheres Nachtleben

Donnerstag, 29. September 2016 | 18:11 Uhr

Bozen – Für ungläubiges Staunen sorgte der Facebook-Post eines Überetscher Arztes, der, nachdem er einen Jugendlichen medizinisch betreut hatte, seine Erfahrungen und Ratschläge einer verdutzten Südtiroler Öffentlichkeit mitteilen wollte. Der Jugendliche hatte – wie die ermittelnden Carabinieri später feststellen sollten – von einem Streit und der anschließenden Schlägerei mehrere Verletzungen und Würgemale davongetragen.

Da zunächst von einem Brieftaschenraub ausgegangen wurde, riet der Arzt in seinem Post sich eine zweite Brieftasche mit nur wenigen Euros, abgelaufenen Karten und Quittungen zuzulegen, die man im Falle eines Überfalls „übergeben“ könne. Zudem erteilte er den Ratschlag, im Falle von Gewalt laut um Hilfe zu rufen und angesichts einer Übermacht von Gegenwehr abzusehen.

Kenner des unsicherer werdenden Südtiroler Nachtlebens, das immer öfter von Raub und Gewalt auf den Parkplätzen vor Diskotheken und Lokalen gekennzeichnet ist, werden meinen, dass diese Ratschläge gut sind und man sie beherzen sollte.

Andererseits ist es traurig, dass es so weit gekommen ist. Der Nachtschwärmer ist in jedem Fall ein Opfer und dem guten (oder schlechten) Willen der Räuber und Gewalttäter ausgesetzt. Ärzte und Ordnungskräfte tun ihr Möglichstes, aber was wir brauchen, sind neue Gesetze mit klaren Regeln und sicheren Konsequenzen für jene, die weder fähig noch willens sind, sich an Gesetze und Regeln zu halten.
Brauche ich eine „zweite Brieftasche“ um sicher durchs Nachtleben zu kommen, bleibe ich lieber zu Hause.

Von: ka

Bezirk: Bozen