Berichterstattung im Fokus

Medienhaus Athesia ergreift rechtliche Schritte gegen Online-Portal salto.bz

Sonntag, 12. März 2023 | 11:45 Uhr

Bozen – Wie in dieser Woche bekannt wurde, hat das Südtiroler Medienhaus Athesia mit Geschäftsführer Michl Ebner dem Südtiroler Online-Portal “salto.bz” mit einer Klage auf Schadenersatz gedroht. Athesia wirft dem Medium bzw. einzelnen Verfassern vor, eine “andauernde und mit Nachdruck durchgeführte Verleumdungskampagne” und “mediales Stalking” zu betreiben sowie die “verleumderische Unterstellung von Absprachen mit politischen Parteien und der öffentlichen Verwaltung”.

Konkret gehe es laut salto.bz um 58 Artikel aus den Jahren 2018 bis 2022, die “politische und wirtschaftliche Hintergründe rund um den Athesia-Konzern, die Südtiroler Handelskammer (deren Präsident Michl Ebner seit 15 Jahren ist) und das Medienmonopol in der Region Trentino-Südtirol nachzeichnen”. Wie Athesia-Anwalt Giancarlo Massari hingegen erklärt, habe das Unternehmen lediglich 58 Artikel exemplarisch ausgewählt, die die Art der Berichterstattung verdeutlichen sollen. In Wahrheit handle es sich aber um Hunderte von Artikeln.

Vertreter von salto.bz erhoben im Rahmen einer Pressekonferenz den Vorwurf einer “Slapp”-Klage, bei der ein “übermächtiger Medienkonzern einen unbequemen Konkurrenten ausschalten möchte”. Es stehen Schadenersatzforderungen in Höhe von 150.000 Euro im Raum. Athesia-Anwalt Giancarlo Massari kontert: Es gehe nicht darum, jemandem einen „Knebel“ anzulegen, sondern auf die Überschreitung des Rechts auf Kritik aufmerksam zu machen.

Athesia rechtfertigt das Ergreifen rechtlicher Schritte unter anderem mit der Menge an Artikeln im Verlauf der Zeit, wie Athesia-Sprecher Elmar Pichler Rolle erklärt. Es stimme schon, dass Athesia eine starke Stellung einnehme, räumt Pichler Rolle laut einem Bericht der SZ ein. Das sei in anderen Regionen in Italien und im Ausland ähnlich. Man lasse sich für seinen Journalismus aber nicht ständig kritisieren: “Bei uns arbeiten ja auch mehr als 100 Berufsjournalisten, die ihre Aufgabe erfüllen und ordentlich umsetzen.” Der Konzern habe über die Jahre hinweg immer wieder Richtigstellungen eingefordert, die salto.bz auch veröffentlicht habe. Allerdings seien sie teilweise mit süffisanten Kommentaren versehen worden.

„Der Umstand, dass es sich um eine Genossenschaft oder eine kleine Zeitung handelt, stellt keine Garantie für die korrekte und legitime Ausübung des Rechts auf Berichterstattung und Kritik dar und es reduziert auch nicht eine eventuelle Verantwortung über das, was veröffentlicht wird“, erklärt Massari.

Sollte es tatsächlich eine Schadenersatzzahlung über 150.000 Euro geben, will die Athesia das Geld einem wohltätigen Zweck stiften. Wie das Medienhaus betont, ist die Summe laut Tabellen des „Osservatorio sulla Giustizia Civile di Milano“ berechnet worden. Bevor der Fall jedoch vor Gericht kommt, findet ein Mediationsverfahren statt.

Von: mk

Bezirk: Bozen