Von: ka
Bozen – Eine wachsende Zahl von Südtirolern ist schockiert von den Touristenmassen auf der Seceda, in Villnöß oder am Pragser Wildsee. Durch sie haben sich diese Orte inzwischen zu einem „Luxus-Spielplatz unter freiem Himmel für Selfie-Touristen” verwandelt.
Dass sich darunter auch noch „Bergwanderer” befinden, die jeden Respekt vor der Natur und den Einheimischen vermissen lassen und sogar gewalttätig werden, schlägt dem Fass endgültig den Boden aus.
Wie das Opfer einer Pfefferspray-Attacke, der Gsieser Hüttenwirt Alfred Selbenbacher, zu Recht anmerkt, ist die Grenze des Erträglichen längst überschritten. Anstatt den Touristen im Sinne einer „Sie wünschen, wir spielen”-Mentalität einen Lunapark in der freien Natur vorzugaukeln und ihnen die gleichen Speisen und Getränke zu servieren, wie sie es aus der Stadt gewohnt sind, ist es nötig, ihnen die Einfachheit und die Stille der Bergnatur näherzubringen. Wie Alpenvereine betonen, gilt es, die Besucher zu „erziehen”.
Wer unbedingt wildes Treiben und das eine Instagram-Motiv sucht, soll nicht nur teuer zur Kasse gebeten, sondern auch zum Ticket mit obligatorischer Online-Vormerkung gezwungen werden. Wer wie die „Touristen” auf der Kaser Alm in Gsies gewalttätig wird, hat ohnehin nichts anderes verdient, als die ganze Härte des Gesetzes zu spüren.
Viele Liebhaber der Gebirgsnatur werden sich hingegen freuen, auf Hütten heimische Spezialitäten zu genießen. Dafür sind sie bereit, am Tisch zu warten und einen fairen Preis zu bezahlen. Es ist längst an der Zeit, dass der Südtiroler Tourismus wieder mehr Wert auf Berggenießer legt. Denn Urlauber, die von Hotspot zu Hotspot hetzen und glauben, Gebirgslandschaften wie einen Schnellimbiss konsumieren zu können, zehren nicht nur an den Nerven der Einheimischen, sondern schaden letztendlich auch dem Ansehen des Südtiroler Tourismus.
„Es ist überall überfüllt. Es kommen Leute, die zwar Geld, aber keinen Respekt vor irgendetwas haben. Worte wie ‚Danke‘ oder ‚Bitte‘ hört man nicht mehr. Das ist kein guter Tourismus. Das Land muss Grenzen setzen, denn Geld ist nicht alles“, bringt Hüttenwirt Alfred Selbenbacher es auf den Punkt. Nach dem brutalen Angriff denkt er sogar ans Aufhören. Südtirols Tourismus sollte mehr Stille und Einfachheit wagen, denn die Berge brauchen keinen Luxus!
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