Ein kleiner Junge hat das Herz des Pädiatrie-Personals gewonnen

Meran: Nach Geburt mehrmals an der Schwelle zum Tod gestanden

Mittwoch, 06. Juni 2018 | 13:07 Uhr

 

Meran – Es ist eine schöne Nachricht, die aus der Kinderabteilung am Meraner Krankenhaus kommt: Der kleine senegalesische Abdourahmane hat sich stabilisiert und kann nach Hause. An sich nichts Besonderes, doch wer die Geschichte des kleinen Kämpfers erfährt, kann die Freude des Pädiatrie-Teams verstehen.

Abdourahmane, ein süßes Baby mit sieben Monaten, lacht und strampelt wie andere Babys auch – und doch ist das bereits ein Wunder. Denn der kleine senegalesische Junge hatte so gut wie gar keine Überlebenschancen, mehrmals stand er an der Schwelle zum Tod. Doch Abdourahmane ist ein Kämpfer und trotz riesiger Narben am Brustkorb ist er fröhlich wie andere Kinder auch. In diesen Tagen kann Abdourahmane nach Hause, in den Senegal.

Abdourahmanes Mutter, eine Wissenschaftlerin aus Dakar (Senegal) hielt sich im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft in Europa auf – zuerst besuchte sie Freunde in Frankreich, dann kam sie zu Onkel und Tante nach Meran. Hier tauchten plötzlich gesundheitliche Probleme auf und die junge Frau begab sich ins Krankenhaus. Nach eingehenden Untersuchungen, die im Krankenhaus Bozen fortgesetzt wurden, stand leider fest: Das Ungeborene leidet an einer schweren Form einer Herzfehlbildung. Die Schwangere wird in eine Spezialklinik nach Padua gebracht, wo im September 2017 der kleine Abdourahmane das Licht der Welt erblickt. Sein Start ins Leben ist alles andere als leicht: Gleich zu Beginn sind drei kardiochirurgische Eingriffe notwendig, außerdem stellt sich heraus, dass der kleine Junge an Sichelzellanämie, einer genetischen Erkrankung, die besonders im südlichen Sahara-Raum häufig auftritt, leidet.  Abdourahmane erlebt er immer wieder gesundheitliche Krisen, die den behandelnden Ärzten und Pflegern große Sorgen machen. Beatmet, künstlich ernährt, mit Antibiotika vollgepumpt, unter Sauerstoff- und pharmakologischer Therapie, meistert er trotz allem die kritischen ersten Monate im Krankenhaus von Padua.

Die junge Mutter begibt sich nach dieser schwierigen Phase wieder zu ihren Verwandten nach Meran, doch Abdourahmane – anfällig aufgrund seiner Vorgeschichte – muss immer wieder ins Krankenhaus, zwischenzeitlich sogar auf die Intensivstation nach Verona. Das Pädiatrie-Team im Meraner Krankenhaus nimmt Abdourahmane und seine Mutter auf der Bettenstation auf – und dort startet eine Aktion, die bis nach Afrika reicht: Abdourahmane wird nicht nur gepflegt und versorgt, es wird auch alles getan, um seinen Start ins Leben zu erleichtern: Es folgen physiotherapeutische Einheiten, logopädische Therapie und Beratung zur Verbesserung des Schluckens und Hörens, Besuche der Diätistin, der Orthoptikerin und der Audiologin. Aufgrund der Komplexität der verschiedenen Erkrankungen wird ein Kinderpalliativteam kontaktiert. Das Pflegeteam um Koordinatorin Stefania Casarotto sammelt Babykleidung für Abdourahmane und etwas Geld, um Mutter und Kind eine angemessene medizinische Versorgung im Senegal zu ermöglichen. Es wird Kontakt aufgenommen mit einer Wohltätigkeitsorganisation, die spontan die Rückflugkosten für Abdourahmane und seine Mama übernimmt. Sozialassistenten, Ärzte, Therapeuten, Behörden – alle arbeiten zusammen und suchen fieberhaft nach Lösungen, damit die Betreuung von Abdourahmane nicht an der Landesgrenze endet. „Wir haben somit eine geschützte Entlassung, wie wir sie täglich machen, nach Afrika gemacht – wohl ein geografischer Rekord“, freut sich Casarotto über die gelungene Aktion.

Wenn Abdourahmane das Krankenhaus in diesen Tagen verlassen wird, lässt der junge Mann wohl nicht zum ersten Mal gebrochene Herzen zurück: Rund 2 Monate waren Mutter und Kind Tag und Nacht auf der Kinderstation, alle haben die Kleinfamilie lieben gelernt. Doch zum weinenden Auge gesellt sich auch das lachende Auge: Alle sind froh, dass Abdourahmane sich nun gut erholt hat, selbstständig atmet, isst und trinkt und auch zugenommen hat. Er wird auch in Zukunft Betreuung brauchen, denn seine Krankheit ist nicht heilbar. Doch das Gefühl, dass ein kleiner todkranker Junge aus Afrika nun zu seiner Familie nach Hause kann, ist unbezahlbar.

Von: luk

Bezirk: Burggrafenamt