Gibt es Folgen für uneinsichtigen Restaurantbetreiber und Psychologen?

“Messer in Impfung”: Entrüstung nach TV-Reportage

Samstag, 15. Januar 2022 | 11:42 Uhr

Bozen – Der von Gegnern des Green Pass und der Impfung vor einer Woche in Bozen stattgefundene Protestzug von den Talferwiesen bis ins Zentrum könnte ein gerichtliches Nachspiel haben.

Laut Tageszeitung Alto Adige hat die Digos (Abteilung für allgemeine Ermittlungen und Sondereinsätze) die mutmaßlichen Organisatoren identifizieren können und bei der Staatsanwaltschaft wegen unterlassener Anmeldung der Demonstration gemeldet.

Nun liegt der Ball bei der Staatsanwaltschaft, ob die Sache weiter verfolgt wird. Die Demo wurde über soziale Medien organisiert und als sogenannter “Spaziergang” durch die Straßen der Altstadt ausgegeben. Rund 500 Personen sind dem Aufruf zur Teilnahme gefolgt.

Die La7-Sendung “Piazza Pulita” hatte vor zwei Tagen darüber berichtet. Das Video hatte für viel Aufsehen und Entrüstung gesorgt. Von Wirtschaftstreibenden wird befürchtet, dass Berichte dieser Art dem Image Südtirols schaden könnten.

Meran: “Spaziergang” der Impfgegner

Indes gab es in Meran am Freitagabend eine weitere No-Vax-Demonstration. Rund 300 Impf- und Maßnahmengegner sind nach 19.00 Uhr durch die Innenstadt spaziert. Dabei wurden Abstände nicht eingehalten. Auch Schutzmasken wurden nicht getragen.

Folgen für uneinsichtigen Restaurantbetreiber und Psychologen?

In der Reportage von La7 haben vor allem der uneinsichtige Restaurantbetreiber aus Meran sowie der Psychologe – ebenfalls aus dem Meraner Raum – für Entsetzen gesorgt. Merans Bürgermeister Dario dal Medico spricht von einer Negativwerbung für Meran. Gleichzeitig handle es sich aber auch um Einzelfälle.

Das Gastlokal nahe des Meraner Bahnhofs sei bereits vor dem TV-Bericht im Visier der Ordnungshüter gewesen, so Fabrizio Piras von der Meraner Gemeindepolizei. Fünf Verstöße hätten allein seine Beamten festgestellt, gemeldet und den Lizenzentzug vorgeschlagen. Mehr könne man vonseiten der Stadtpolizei nicht machen.

Was den Psychologen angeht, der – obwohl suspendiert – seine Tätigkeit am Patienten weiter ausübt und dafür 90 Euro schwarz kassiert hat, will sich die Kammer der Psychologen annehmen. Wie Vizepräsidentin Francesca Zucali betont, wolle man den Fall prüfen. Es gebe in Südtirol mehrere derartiger Mediziner, die mit dem Bild eines “Profis der mentalen Gesundheit” nicht vereinbar sind, so Zucali.

Indes hat Michael Peintner, Psychotherapeut aus Bruneck, gestern dringende Disziplinarmaßnahmen gegen seinen Kollegen aus Meran gefordert – wie einen Ausschluss aus der Berufskammer. Er sei über das Auftreten und Verhalten seines Kollegen sehr verärgert.

Als Psychotherapeut bin ich sehr verärgert über das unprofessionelle und unethische Verhalten des Kollegen. Dies rechtfertigt meiner Meinung nach ein Disziplinarverfahren mit Ausschluss aus der Psychologenkammer und einem Berufsverbot. Dafür werde ich mich mit voller Kraft und aus einer ethischen Verpflichtung heraus einsetzen. Wir Psychotherapeut*innen haben eine große Verantwortung gegenüber unseren Patient*nnen, die wegen ihrer psychischen Situation eh schon verunsichert sind. Das dürfen wir nicht noch verstärken. Zu unserer Verantwortung und Professionalität gehört auch die Beschäftigung mit seriöser Wissenschaftlichkeit und NICHT die Aufstellung eigener Thesen, denen keine Evidenz zu Grunde liegt.

Bekanntermaßen hat sich der Reporter als verängstigter Kunde ausgegeben. Der Psychologe hat im Zuge der Sitzung behauptet, dass auf den Teststäbchen krebserregende Substanzen seien und dass die Impfung, die einem die Seele raube und das Genom verändere, voller scharfer Messer sei. Anschließend folgte eine bizarre Therapie mit Atemübungen, für die der eigentlich suspendierte Psychologe 90 Euro erhalten hat – ohne eine Rechnung auszustellen.

 

Von: luk

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt