Von: luk
Bozen – Im Fall des 64-jährigen Bozner Finanzberaters M. R., der im Verdacht steht, Kundengelder veruntreut und so einen Millionenschaden verursacht zu haben, meldet sich nun die Verteidigung zu Wort. Sein Anwalt Alberto Berardi erklärte der Zeitung Alto Adige, nach seiner Einschätzung habe es „keine tatsächliche Unterschlagung von Geldern“ gegeben. Vielmehr könne man allenfalls von einer „falschen Darstellung der Realität“ sprechen.
M. R. war bis Dezember 2024 als Finanzberater bei einer Bank in Bozen tätig. Die Bank sieht sich bekanntlich selbst als geschädigt. Mehrere langjährige Kunden, darunter Unternehmer und Freiberufler aus Bozen, hatten beim Ausscheiden des Beraters festgestellt, dass ihre vermeintlich millionenschweren Vermögen tatsächlich nur aus einigen Hunderttausend Euro bestanden.
Die Differenz zwischen den Angaben gegenüber den Kunden und den realen Kontoständen soll sich nach Berechnungen auf insgesamt 131 Millionen Euro belaufen. Zudem liegen Hinweise vor, dass zwischen 2014 und 2024 Banküberweisungen, Scheckausstellungen und Barabhebungen in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro ohne Zustimmung der Betroffenen getätigt worden sein könnten.
Immer in Italien
M. R., der inzwischen in Vittorio Veneto lebt, bestreitet laut seinem Anwalt die Vorwürfe. „Er ist nicht geflohen und hat sich stets in Italien aufgehalten“, so Berardi. Man werde nun gemeinsam die Ermittlungsakten prüfen.
Die Staatsanwaltschaft Bozen ermittelt wegen schwerem und fortgesetztem Betrug, Diebstahls zum Nachteil des Kreditinstituts, Fälschung von Unterschriften sowie unerlaubter Finanzvermittlung. M. R. wurde vom Berufsregister der Finanzberater suspendiert.
Unternehmer musste Wohnung verkaufen
Für die Geschädigten ist der Fall existenzbedrohend und ein Albtraum. Ein Unternehmer musste bereits seine Wohnung im Bozner Stadtzentrum verkaufen, andere berichten von schlaflosen Nächten. „Die Ersparnisse eines ganzen Lebens sind verschwunden, und das Vertrauen in einen Berater, den wir seit Jahrzehnten kannten, ist zerstört“, so ein Angehöriger.
Auch Banca d’Italia hat sich eingeschaltet
Neben den strafrechtlichen Ermittlungen, die von der Finanzpolizei geführt werden, untersucht auch die Banca d’Italia, warum interne Kontrollmechanismen zwischen 2015 und 2024 keine Unregelmäßigkeiten aufgedeckt hatten. Vertreter der Opfer kritisieren zudem das Kreditinstitut scharf und werfen ihm Versäumnisse bei der Aufsicht vor.
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