Von: ka
Trient/Bozen – Weit über das Trentino hinaus lässt die Nachricht aufhorchen, dass dem Trentiner Landeshauptmann Maurizio Fugatti nach Morddrohungen von militanten Tierschützern eine Polizeieskorte zugewiesen werden musste.
Die Nachricht wirft ein dunkles Schlaglicht auf einen im Trentino seit geraumer Zeit schwelenden Konflikt zwischen der von Fugatti geführten Trentiner Landesregierung, die die Anzahl der großen Raubtiere – insbesondere jene der Bären – reduzieren will, und den Tierschützern, die sich für die „Freiheit der Bären“ einsetzen.
Wie der Fall des „Marlinger Bären“ zeigt, sind die großen Räuber auch bei uns ein heißes Thema. Allerdings hat das gelinde gesagt sehr kontrovers diskutierte Thema bei uns nie wie im Trentino den Siedepunkt erreicht. Bei unserem südlichen Nachbar, der vor Jahren als „neue Bärenheimat“ auserkoren worden ist, wird der angeblichen „Raubtierplage“ mit immer härteren Maßnahmen – zu denen auch die dauernde Gefangenschaft gehört – begegnet. Diese teilweise drastische Herangehensweise ruft wiederum viele Tierschützer auf den Plan. Leider gibt es unter Letzteren besonders militante Extremisten, die den „Kampf um die Trentiner Bären“ für ihr eigenes politisches Süppchen nutzen wollen und dabei auch vor Morddrohungen nicht zurückschrecken.
Ganz gleich aber wie man es mit den Großraubtieren hält – bei aller Leidenschaft für die eigene Sache darf aber nie eine rote Linie überschritten werden. Wer den politischen oder weltanschaulichen Gegner mit dem Tod droht, verlässt das demokratische Spiel des Ringens um Ansichten, Meinungen und Stimmen und gleitet in einen Abgrund hinab, in dem nur die Angst und das Faustrecht zählen.
Südtirol hat es da leichter. Derzeit genügt es, über einen Sender den Bären im Blick zu behalten. Wegen einiger Ziegen und Schafe darf und soll auch kein Bär in die Gefangenschaft überführt werden. Sollte sich aber der „Marlinger Bär“ zu einem Problembären entwickeln oder gar dem Menschen gefährlich werden, ermöglicht der Sender es den Experten, den Bären zeitnah ausfindig machen und aus dem Verkehr ziehen zu können. Der niederschwellige Ansatz, der mehrere Handlungsoptionen offen hält, könnte sich als der richtige erweisen.
Die Vorgänge im Trentino sollten uns aber allen eine Warnung sein. Auch wenn die Diskussion um Bären und Wölfe noch so heiß geführt wird, sind alle Kontrahenten doch dazu aufgerufen, immer Ruhe zu bewahren und Extremisten, die Gegnern mit Handlungen gegen Leib und Leben drohen, auszugrenzen. Das Land wird es in Zukunft noch schwer genug haben, die gerechtfertigten Interessen der Bauern mit den hehren Idealen der Tierschützer immer genau abzuwägen.
Fanatiker sind dabei mehr als nur hinderlich und Morddrohungen sind niemals hinnehmbar!