Kein Bekennerschreiben

Mysteriöser Sabotageakt: Ermittler rechnen mit Kupferdieben

Dienstag, 11. Januar 2022 | 10:49 Uhr

Bozen – Ermittelt wird in alle Richtungen, doch die Vermutung, dass Anarchisten etwas damit zu tun haben, gilt am wenigsten als wahrscheinlich: Die Digos (Abteilung für allgemeine Ermittlungen und Sonderoperationen der Staatspolizei) untersucht bekanntlich einen beunruhigenden Vorfall am Bahnhof von Bozen. Wie die Tageszeitung Alto Adige berichtet, haben bislang Unbekannte in der Nacht auf Samstag einen Sabotageakt an den elektrischen Systemen des Bahnhofs verübt.

Konkret wurde eine elektronische Steuereinheit auf Gleis 18 im Norden des Bahnhofsgeländes beschädigt. Es handelt sich um eine Zone, die nicht videoüberwacht ist.

Bemerkt wurde der Schaden von den Bahnarbeitern, da ein Rangieren der Züge in dem Bereich nicht mehr einwandfrei funktionierte. Als die Techniker nach der Ursache suchten, fanden sie vier herausgerissene Kabel an der Steuereinheit vor. Die beschädigte Elektronik hat den regulären Bahnbetrieb auf der Brennerlinie nicht beeinträchtigt. Gleis 18 wird für das Rangieren von Zügen auf dem Bahnhof für einen Gleiswechsel verwendet oder wenn die Züge in die Anlage für das Waschen fahren müssen.

Dennoch wird der Vorfall ernst genommen und als Sabotageakt eingestuft. Die auf Terror- und Extremismusbekämpfung spezialisierte Digos hat die Ermittlungen aufgenommen.

An der beschädigten Stelle wurde kein Hinweis auf mögliche Täter gefunden. Ein Bekennerschreiben würde auf ein politisches Tatmotiv hinweisen, doch bislang ist keines aufgetaucht. Außerdem hat die Sachbeschädigung auch nicht dazu geführt, dass der Bahnverkehr in Mitleidenschaft gezogen wurde oder dass für Passagiere ein Risiko entstanden wäre. Anarchisten haben bislang bei ihren Anschlägen immer darauf geschaut, Chaos zu verursachen.

Die Ermittler gehen vielmehr davon aus, dass es sich um einen ungeschickten Diebstahlversuch handelt. Die Unbekannten hatten es möglicherweise auf Metall – vermutlich auf Kupfer – abgesehen. Kupfer gilt in Italien als sehr wertvoll. Ganze Diebesbanden haben sich mittlerweile auf Kupfer spezialisiert, das anschließend auf dem Schwarzmarkt verkauft wird.

Der Vorfall ist den Zuständigen am Samstag gegen 13.30 Uhr aufgefallen. Anschließend wurde die Bahnpolizei verwendet.

Obwohl es bei Gleis 18 keine Überwachungskameras gibt, prüft die Digos die Aufnahmen aller anderen Kameras im und am Bahnhof – in der Hoffnung, mögliche Verdächtige ausmachen zu können. Derzeit wird davon ausgegangen, dass der oder die Täter über die Abläufe auf dem Bahnhof Bescheid wussten.

Von: mk

Bezirk: Bozen