++ ARCHIVBILD ++ Tatort war ein ICE, der von Hamburg nach Wien unterwegs war

Nach Attacke in ICE mit Axt und Hammer viele offene Fragen

Freitag, 04. Juli 2025 | 11:27 Uhr

Von: APA/dpa

Nach einem Angriff eines Mannes mit Hammer und Axt auf Mitreisende in einem ICE von Deutschland nach Wien sind viele Fragen offen. Heute könnte der 20-jährige Syrer einem Richter vorgeführt werden, der entscheidet, ob der Mann in Untersuchungshaft kommt, hieß es am Freitag. Er hatte am Donnerstag im ICE von Hamburg nach Wien drei Landsleute angegriffen. Fünf Menschen wurden verletzt, darunter der Angreifer selbst am schwersten. In Österreich ist der Verdächtige amtsbekannt.

Der mit mehreren Hundert Fahrgästen besetzte Schnellzug stoppte in der Nähe von Straßkirchen in Niederbayern auf offener Strecke. Mindestens ein Fahrgast überwältigte den Mann den Angaben zufolge, ehe die Polizei eintraf und ihn festnahm.

Kannten sich Opfer und Täter?

Die Hintergründe der Tat sind bisher unklar, genauso wie die Beziehung der Menschen untereinander. Hinweise auf einen extremistischen Hintergrund lägen vorerst nicht vor, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstagabend in München. Das Motiv sei weitgehend unklar. Bei den Verletzten handelt es sich nach Herrmanns Auskunft um eine Frau aus Syrien und ihren Sohn, sowie einen weiteren Syrer und eine vierte Person. Die Polizei hatte von Personen im Alter von 15, 24, 38 und 51 Jahren gesprochen.

Ebenfalls nicht klar sei bisher, ob sich Angreifer und Opfer kannten. “Nach dem, was wir bisher wissen, hat er unmittelbar vorher mit denen geredet”, sagte Herrmann. Er gehe davon aus, dass ihm zumindest bewusst war, dass sie auch Syrer waren.

Bei dem Angreifer handelte es sich um einen Flüchtling, der in Österreich einen Aufenthaltstitel besaß. Im Zug nach Wien habe er sich legal aufgehalten, sagte Herrmann. Die bayerischen Ermittlungsbehörden kooperierten mit den österreichischen Stellen. In Bayern sei der Mann bisher noch nicht auffällig gewesen. In anderen deutschen Bundesländern müsse das noch überprüft werden.

In Österreich bereits amtsbekannt

Der 20-jährige Verdächtige war nach Angaben des Bundesamts für Fremdenwesen und Asyl (BFA) kein unbeschriebenes Blatt: In einer der APA vorliegenden Stellungnahme des BFA vom Freitag hieß es, dass der syrische Staatsbürger im Jahr 2021 – als Minderjähriger – einen Asylantrag gestellt habe. Das BFA habe im Zuge des Verfahrens eine Altersfeststellung durchgeführt und ihm nach Bestätigung der Minderjährigkeit im Jahr 2022 den Schutzstatus erteilt. Er habe einen Wohnsitz in Österreich, wodurch er für die Behörden formell erreichbar sei. Nähere Angaben machte das BFA dazu nicht – wohl aus Datenschutzgründen. Herrmann hatte am Abend von der Region Wien gesprochen, wo der junge Mann gemeldet sei.

“Nach zwei rechtskräftigen Verurteilungen wegen schwerer Körperverletzung und versuchtem Widerstand gegen die Staatsgewalt im Februar und Ende April 2025 wurde noch im Mai 2025 vom BFA ein Asyl-Aberkennungsverfahren eingeleitet”, hieß es in der Stellungnahme weiter, in der auch auf die am Donnerstag erfolgte Abschiebung eines syrischen Straftäters mit Bezug zur Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) verwiesen wurde.

Detail am Rande: Hinweise auf eine terroristische Aktivität oder eine Radikalisierung des 20-Jährigen gab es nach APA-Informationen nicht. Bei der Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienste (DSN) dürfte der Verdächtige bisher nicht aufgefallen sein. Das dürfte die Annahme der bayerischen Behörden stützen, dass das Motiv des 20-Jährigen wohl kein terroristisches war.

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