Vater hat sich einen Anwalt genommen

Nach der Attacke: 15-Jährige von Albträumen geplagt

Donnerstag, 14. Februar 2019 | 11:34 Uhr

Bozen – Nach der Attacke auf eine 15-Jährige an der italienischen Oberschule „Claudio de’ Medici“ in Bozen haben sich die Wogen noch immer nicht geglättet. Die Jugendliche weigert sich, wieder zur Schule zu gehen. Zu tief sitzt noch der Schock. Wie die Tageszeitung Alto Adige schreibt, wird das Mädchen in der Nacht regelmäßig von Albträumen geplagt.

Die Familie macht sich Sorgen. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um die physische Genesung des Mädchens, sondern auch um die Heilung möglicher seelischer Narben.

Der Vater hat sich unterdessen an den Anwalt Alessandro Osler gewandt. Er will unter anderem klären, ob es eventuelle Versäumnisse vonseiten der Schulverantwortlichen gibt. Wie berichtet, wurde das Opfer von einer 14-jährigen Schülerin an den Haaren gezogen, zu Boden gestoßen und mit Tritten im Gesicht verletzt. Dabei sei auch das rechte Auge stark in Mitleidenschaft gezogen worden.

Am Jugendgericht leitet Staatsanwältin Donatella Sacchi die Untersuchung wegen schwerer Körperverletzung. Im Ermittlungsregister steht derzeit nur der Name der 14-jährigen Marokkanerin, deren familiärer Hintergrund als zerrüttet eingestuft wird.

Ob der Wutausbruch einen psychiatrischen Hintergrund hat oder ob Drogen im Spiel waren, steht derzeit noch auf dem Prüfstand. Wie der Vater erklärt, hätte die Angreiferin von rund einem Dutzend weiterer Mädchen Unterstützung erhalten: Demnach seien die anderen Mädchen nicht nur tatenlos daneben gestanden, sondern hätten auch dem Opfer jeglichen Fluchtweg angeschnitten.

Die 15-Jährige sei regelrecht in eine Ecke gedrängt worden. Streit habe es vorher keinen gegeben. Der Vater der Schülerin sagte in einem Facebook-Beitrag, dass es sich um eine Attacke ohne Ankündigung gehandelt habe – mitten im Klassenzimmer.

Der Vizedirektor der Oberschule hat zuerst eingegriffen. „Als die Polizei interveniert ist, waren drei Jugendliche dort, die nichts mit der Schule zu tun haben“, erklärt der Vater der 15-Jährigen gegenüber dem Alto Adige. Er habe in den letzten Tagen mehr über Mobbing an Schulen erfahren, als er sich je vorgestellt habe. „In den Schulen passieren unglaubliche Dinge – auch vonseiten von Jugendlichen, die aufgrund ihres Alters nicht strafrechtlich verfolgt werden können.“

Wie Anwalt Alessandro Osler erklärt, handelt es sich bei einer Schule um eine öffentliche Einrichtung, der Minderjährige anvertraut werden. Es sei offensichtlich, dass die Schule auch in dieser Hinsicht Verpflichtungen habe.

Von: mk

Bezirk: Bozen