Dr. Doris Hager-Prainsack leitet Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen

Neue Präsidentin, bewährter Auftrag

Montag, 17. November 2025 | 11:23 Uhr

Von: mk

Bozen – Die Allgemeinmedizin in Südtirol stellt sich neu auf: Mit Dr. Doris Hager-Prainsack übernimmt eine erfahrene Hausärztin die Leitung des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. Sie folgt auf Dr. Adolf Engl, der dem Institut seit dessen Gründung 2018 vorstand. „Mein Ziel ist es, die Allgemeinmedizin strukturell zu stärken und als wichtige Säule eines patientenzentrierten Gesundheitssystems zu verankern. Zudem will ich die bewährte und praxisorientierte Forschungstätigkeit des Instituts mit meinem Team weiterentwickeln“, betont Dr. Hager-Prainsack.

Förderung der Nachwuchsärzte

„Die Unterstützung junger Medizinerinnen und Mediziner liegt mir am Herzen. Es ist entscheidend, ihnen eine breite, fundierte Basisausbildung zu bieten und sie für die Medizin zu begeistern“, sagt Dr. Doris Hager-Prainsack, Hausärztin in Meran und seit Herbst 2025 Präsidentin des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. Während ihrer Amtszeit will sie den Berufsstand der Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner stärken und die praxisnahe Hausarztausbildung am Institut in Bozen ausbauen.

„Modell Südtirol“: Facharzt für Allgemeinmedizin?

Zur Nachwuchsförderung könnte das neue Medizinstudium in Bozen beitragen. Es sieht frühzeitig Seminare zur Allgemeinmedizin vor. „Die Studierenden kommen dadurch mit unserem Fach in Kontakt und erhalten Einblick in den medizinischen Alltag. Sie lernen, wie vielfältig und fächerübergreifend unsere Patientenproblematiken sind“, erklärt Dr. HagerPrainsack. Einen zusätzlichen Anreiz für künftige Hausärztinnen und Hausärzte könnte die Einführung eines Facharzttitels in Allgemeinmedizin darstellen. „Es gibt in Italien konkrete politische Bestrebungen, das derzeitige Ausbildungssystem zu reformieren und den Titel offiziell als universitäre Facharzt-ausbildung anzuerkennen. Unser Institut hat bereits unter Präsident Dr. Adolf Engl ein Rohkonzept erarbeitet, das wir weiterentwickeln wollen. In den meisten Ländern Europas ist der Facharzttitel längst Standard“, so Dr. Hager-Prainsack.

Problemfeld Bürokratie

Als größte Belastung im Berufsalltag der Allgemeinmediziner:innen sieht Dr. Doris HagerPrainsack die Überbürokratisierung: „Sie ist nicht nur ein Stressfaktor für Ärztinnen und Ärzte, sondern auch eine Bürde für die Patient:innen. Denn die Zeit für die Visiten wird dadurch knapper und fehlt in der Folge bei der Gesundheitsversorgung. Eine vermehrte Förderung der Praxismitarbeiter und eine Vereinfachung gewisser bürokratischer Tätigkeiten würde den Patienten und uns viel Zeit und Ärger sparen“, unterstreicht Dr. Hager-Prainsack.

Zusammenarbeit mit der Krankenhausmedizin

„Für eine gute und reibungslose Versorgung ist der enge, unmittelbare Kontakt zwischen den Allgemeinmediziner:innen und den Fachärztinnen und Fachärzten in den Spitälern unerlässlich“, erklärt Dr. Hager-Prainsack. „Nur so können wir Problematiken frühzeitig besprechen. Diese direkte Kommunikationslinie spart nicht nur zeitaufwändige und kostspielige Visiten, sondern löst viele Probleme effizient und ohne Umwege“, ergänzt Dr. Hager-Prainsack, die während ihrer Amtszeit die Zusammenarbeit zwischen Allgemein- und Krankenhausmedizin fördern will.

Gesundheitskompetenz und Forschung als Zukunftsaufträge

„Als Hausärztin weiß ich, wie groß der Informationsbedarf vieler Bürgerinnen und Bürger ist – gerade wenn es um evidenzbasiertes und gut verständliches Gesundheitswissen geht“, sagt Dr. Doris Hager-Prainsack. Gesundheitsinformation und wissenschaftliche Forschung greifen am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health eng ineinander – mit dem Ziel, einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. „Gesundheitskompetenz ist eine zentrale Voraussetzung für Selbstbestimmung und Krankheitsprävention. Unsere Forschungsarbeit steht in Zusammenhang damit. Weitere Schwerpunkte sind ein Forschungsnetzwerk der Praxen, Studien zur psychosozialen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie zur geschlechtersensiblen Medizin“, erläutert Dr. Hager-Prainsack.

Der bisherige Präsident zieht Bilanz

„Unser Institut hat dank Gesundheitsinformation, Hausarztausbildung und Forschung die Allgemeinmedizin in Südtirols Öffentlichkeit und bei den zuständigen Institutionen gut verankert“, freut sich Dr. Adolf Engl, Gründungspräsident des Instituts. „Die individuelle Förderung der Gesundheitskompetenz spielt bei der Langzeitbetreuung in der Allgemeinmedizin eine zentrale Rolle. Dies wird häufig erschwert durch zunehmende Ängste, Fehlinformation und Überforderung der Patientinnen und Patienten. Als Institut haben wir versucht, darauf zu reagieren“, so Dr. Engl, der in diesem Zusammenhang auf den Blog des Instituts verweist: institut-allgemeinmedizin.bz.it. Dieser habe sich als niedrigschwellige und zugleich wissenschaftlich fundierte Plattform etabliert. Unter der neuen Institutsleitung werde die enge Verbindung von Forschung, Gesundheitsinformation und Ausbildung weiter ausgebaut, ist sich Dr. Engl sicher: „Ich bin sehr froh, dass mir mit Dr. Doris Hager-Prainsack eine sehr kompetente, engagierte und erfahrene Kollegin als Präsidentin des Instituts nachfolgt. Meine Wünsche für Erfolg und Freude an der neuen Aufgabe sollen sie begleiten“, bekräftigt der ehemalige Institutspräsident Dr. Adolf Engl.

Bezirk: Bozen

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